Die 13. Sitzung der UN Open-ended Working Group on Ageing (OEWG-A, offene Arbeitsgruppe zur Stärkung der Rechte älterer Menschen) fand vom 3. bis 6. April 2023 im Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York statt. Die Themen der Sitzung waren das „Recht auf Gesundheit und Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen“ sowie „Soziale Inklusion älterer Menschen.“ Die argentinische Botschafterin María del Carmen Squeff wurde dabei als Vorsitzende der OEWG-A bestätigt. Die Unabhängige Expertin der Vereinten Nationen für den Genuss aller Menschenrechte durch ältere Menschen, Claudia Mahler, das Deutsche Institut für Menschenrechte und andere nationale Menschenrechtsinstitutionen sowie zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter HelpAge Deutschland und die BAGSO, haben an den Diskussionen aktiv teilgenommen.
Wirtschaftliche Sicherheit und Beitrag älterer Menschen zu den SDGs
Als erstes befassten sich die Teilnehmenden mit den normativen Inhalten der Themen der zwölften Sitzung, „Beiträge älterer Menschen zu den UN-Nachhaltigkeitszielen“ und die „Wirtschaftliche Sicherheit älterer Menschen“. Es wurde darauf hingewiesen, dass konkrete Standards für die Beteiligung älterer Menschen an einer nachhaltigen Entwicklung in nationalen, regionalen und internationalen Rahmenwerken fehlen. Ageism und Altersdiskriminierung wurde als Haupthindernis für die Beteiligung älterer Menschen benannt. Im Rahmen des Schwerpunkts „Wirtschaftliche Sicherheit“ wurde betont, dass das Recht auf sozialen Schutz, das Recht auf Arbeit und das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard für viele ältere Menschen zunehmend unerreichbar wird und ihre wirtschaftliche Sicherheit gefährdet ist. Faktoren wie Armut, Konflikte, Naturkatastrophen, steigende Kosten und der Klimawandel beeinflussen die wirtschaftliche Sicherheit ältere Menschen weltweit. Die Redner betonten die Notwendigkeit, sicherzustellen, dass ältere Menschen ohne Diskriminierung Zugang zu Darlehen und Unterstützungsdiensten erhalten können.
Inhaltliche Themen
Am Nachmittag des zweiten Tages erfolgte eine Diskussion über das „Recht auf Gesundheit und Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen“, das erste Kernthema der 13. Sitzung. Ein vom OHCHR erstelltes und präsentiertes Hintergrundpapier (A/AC.278/2023/CRP.3) unterstrich, dass das Fehlen internationaler Standards für das Recht auf Gesundheit älterer Menschen zu systemischen Schutzlücken geführt hat. Viele ältere Menschen sehen sich bei der Wahrnehmung dieses Rechts mit Altersdiskriminierung konfrontiert. Weitere Hindernisse sind hohe Selbstbeteiligungskosten für Gesundheitsdienste, Schwierigkeiten beim physischen Zugang zu Dienstleistungen und ein Mangel an ausreichend ausgebildetem Gesundheitspersonal. Es wurde betont, dass die Gesundheitsbedürfnisse älterer Menschen vielfältig sind, von nicht übertragbaren Krankheiten bis hin zu Mobilitätsverlust und Sinnesbeeinträchtigungen. Die Förderung von häuslicher Pflege und altersgerechten Wohnunterstützungsleistungen, wurde als wichtiges Ziel hervorgehoben, um älteren Menschen die Möglichkeit zu geben, ein unabhängiges Leben zu führen.
Im Anschluss wurde das zweite Kernthema der Sitzung „Soziale Inklusion älterer Menschen“ diskutiert. Dabei wurde festgestellt, dass Benachteiligungen wie Armut und Hunger, Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, mangelnde finanzielle Ressourcen und begrenzter sozialer Schutz Vorboten sozialer Ausgrenzung seien. Es wurde darauf hingewiesen, dass soziale Ausgrenzung oft mit schlechter Gesundheit, Verlust des Selbstwertgefühls, Einsamkeit, hohen Selbstmordraten und vorzeitigen Todesfällen bei älteren Bevölkerungsgruppen einhergeht. Inklusionshindernisse wie Stigmatisierung und Altersdiskriminierung, Missbrauch und Vernachlässigung müssten vollständig beseitigt werden.
Zusätzlich wurde der Bericht des Multi-Stakeholder-Treffens vom 29. und 30. August 2022 in Genf vom Hochkommissariat für Menschenrecht eingereicht (A/HRC/52/49). Dabei wurden die erzielten Fortschritte im Schutz der Rechte älterer Menschen bilanziert und die verbliebenden Herausforderungen, zum Beispiel die Digitalisierung und ihre Auswirkungen, benannt.
Wie es weiter geht
Abschließend wurde die „Discussion on the way forward“ geführt. Eine Gruppe von Mitgliedstaaten stellte hierfür einen Beschlussentwurf (A/AC.278/2023/L.1/Rev.1) vor, welcher die Vorsitzende der Arbeitsgruppe dazu auffordert, zwei Ko-Faszillatoren zu benennen. Diese beiden Länder sollten beauftragt werden, die bestehenden Schutzlücken im internationalen Menschenrechtssystem in Bezug auf ältere Menschen zu identifizieren und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie diese Lücken am effektivsten geschlossen werden können. Dazu sollen zwischen der 13. und 14. Sitzung der OEWG-A offene und transparente Treffen der UN-Mitgliedstaaten unter Beteiligung von nationalen Menschenrechtsinstitutionen und NGOs sowie der Unabhängigen Expertin der Vereinten Nationen für den Genuss aller Menschenrechte durch ältere Menschen stattfinden. Die Ergebnisse dieser Treffen sollen der OEWG-A während ihrer 14. Sitzung im Mai 2024 Empfehlungen liefern, um das internationale Menschenrechtssystem besser auf den Schutz der Rechte älterer Menschen auszurichten. Der Vorschlag stieß auf breite Zustimmung. Brasilien und Portugal wurden als die beiden Länder ausgewählt, die diese Rolle übernehmen werden.
Für die 14. Sitzung der Arbeitsgruppe im Mai 2024 wurden die Themen „Partizipation älterer Menschen im öffentlichen Leben und an Entscheidungsprozessen“ und „Zugänglichkeit, Infrastruktur und Lebensumfeld (einschließlich Verkehr, Wohnen und Zugang)“ festgelegt.