Dokumentation: Rechte älterer Menschen. Partizipation – Zugänglichkeit – Debriefing – Lehren aus dem MIPAA-Prozess. Fachgespräche zur Vor- und Nachbereitung der 14. Sitzung der OEWG-A 2024
In Vorbereitung auf die 14. Sitzung der UN-Open-ended Working Group on Ageing (OEWG-A) organisierte das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Januar 2024 ein Fachgespräch zur Partizipation älterer Menschen sowie ein weiteres zu Zugänglichkeit, Infrastruktur und Lebensumfeld im Februar 2024.
Das 22. Fachgespräch im Rahmen der Projektreihe fand am 25. Januar 2024 im BMFSFJ statt und behandelte das Recht älterer Menschen auf Partizipation am öffentlichen Leben und an Entscheidungsprozessen. Ungefähr 40 Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Wissenschaft nahmen an der hybriden Veranstaltung teil.
Nicole Zündorf-Hinte, Leiterin des Referats 314 „Internationale Politik für ältere Menschen, Inklusion“ im BMFSFJ, und Nele Allenberg, Leiterin der Abteilung Menschenrechtspolitik Inland/Europa beim DIMR, gingen in ihren Grußworten auf die Antwort der Bundesregierung auf den Fragebogen der Ko-Faszillatoren ein, die diese im Dezember 2023 bei der OEWG-A eingereicht hat. In der anschließenden Diskussion stellten DIMR und Zivilgesellschaft dar, dass ihrer Meinung nach durch die Antwort eine Positionsänderung der Bundesregierung stattgefunden hat – weg von der Frage, wie Schutzlücken im Menschenrechtssystem ältere Menschen betreffend am besten geschlossen werden können, hin zur Ablehnung einer Altenrechtskonvention – während Ressort-Vertreter*innen die Auffassung vertraten, dass die Frage nach einer Altenrechtskonvention durch die Antwort offen geblieben ist. Aufgrund des hohen Diskussionsbedarfs wurde verabredet, diese Thematik in einem eigenen Gespräch zu erörtern.
Danach ging Frieder Kurbjeweit, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention des DIMR, im ersten Vortrag auf die Vorteile einer Menschenrechtskonvention für ältere Menschen anhand der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ein und erläuterte, welche Kriterien an eine Beteiligung zu der Erstellung einer Konvention angelegt werden sollten. Hierbei wurde die Partizipation bei der Aushandlung der UN-BRK, den hohen Stellenwert von Partizipation innerhalb der Konvention und die Partizipation bei der Umsetzung der UN-BRK thematisiert. Die anschließende Diskussion drehte sich um die Lehren, welche man aus der Partizipation bei der Behindertenrechtskonvention ziehen könne. Es müsse darauf geachtet werden, die relevanten Akteur*innen an den richtigen Stellen zu beteiligen (Qualität statt Quantität).
In dem zweiten Vortrag von Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer, kooperierender Wissenschaftler und ehemaliger Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen, ging es um eine Analyse der politischen Partizipation älterer Menschen in Deutschland. Die Beteiligung älterer Menschen sei in den meisten Bereichen politischer Partizipation geringer als in jüngeren Altersgruppen. Es wurde festgestellt, dass die Wahlbeteiligung bis zum Beginn des „Dritten Lebensalters“ ansteigt, ab einem Alter von 70 Jahren jedoch wieder abnimmt. Die Repräsentation älterer Menschen (60 Jahre und älter) im Deutschen Bundestag ist deutlich geringer als ihr Anteil in der Gesamtbevölkerung. Dies gilt insbesondere für die Altersgruppe 80+. In der anschließenden Diskussion wurde als möglicher Erklärungsansatz für die abnehmende Partizipation das gesellschaftliche Klima genannt, welches dazu führt, dass ältere Menschen sich nicht mehr beteiligen möchten. Es wurde betont, dass eine Konvention diesem Trend entgegenwirken könnte.
Antwort der Bundesregierung auf den Fragebogen der Ko-Faszillatoren (Dezember 2023)
Pressemitteilung des DIMR (12.12.2023): Chance verpasst: Bundesregierung spricht sich gegen eine UN-Konvention für die Rechte Älterer aus
Stellungnahme des DIMR (Dezember 2023): Schutzlücken im internationalen Menschenrechtsschutzsystem und die Vorteile einer UN-Konvention für die Rechte Älterer (PDF, 160 KB) (nicht barrierefrei)
DIMR: Hintergrundpapier zur Partizipation älterer Menschen am öffentlichen Leben und an Entscheidungsprozessen (PDF, 249 KB) (nicht barrierefrei)
Vortrag von Frieder Kurbjeweit, DIMR: Partizipation im Menschenrecht. Einschätzungen zur Partizipation Älterer auf Grundlage von Erfahrungen im Kontext der UN-BRK (PDF, 475 KB) (nicht barrierefrei)
Vortrag von Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer: Politische Partizipation älterer Menschen. Teilhabe am öffentlichen Leben und an Entscheidungsprozessen (PDF, 368 KB) (nicht barrierefrei)
Das 23. Fachgespräch am 15. Februar 2024 widmete sich den Themen „Zugänglichkeit, Infrastruktur und Lebensumfeld (Verkehr, Wohnen und Zugang)“ in Bezug auf ältere Menschen. Nach einer Begrüßung und thematischen Einführung von Nicole Zündorf-Hinte und Nele Allenberg führte Dr. Leander Palleit, Leiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention des Instituts, mit einem Vortrag in das Thema „Zugänglichkeit aus menschenrechtlicher Sicht“ ein. Hierbei wurde betont, dass der englische Begriff „Accessibility“ über eine bloße Barrierefreiheit hinausgeht und darüber auch den Zugang zu Rechten und zu Teilhabe umfasst. Im Anschluss an die Präsentation wurde über die mittlerweile vorliegenden Leitfragen der 14. OEWGA-Sitzung diskutiert. Insbesondere wurden hierbei die Hindernisse und Schwierigkeiten aufgezeigt, die ältere Menschen bei der Ausübung ihres Rechts auf Zugänglichkeit erfahren, wie ein mangelhaftes Angebot an barrierefreiem Wohnen und die voranschreitende Digitalisierung.
Im Anschluss daran berichtete Christa Möller-Metzger, Sprecherin für Senior*innen-Politik der Fraktion der Grünen in der Hamburger Bürgerschaft, von der Zugänglichkeit und Infrastruktur für ältere Menschen in Deutschland. In ihrem Vortrag ging es um eine von Frau Möller-Metzger durchgeführte mehrteilige Stadtteiltour, bei welcher insgesamt 300 ältere Menschen aus verschiedenen Hamburger Stadtteilen zu der Altersfreundlichkeit ihres Bezirks befragt wurden. Die Ergebnisse werden dem Hamburger Senat vorgelegt und sollen als Grundlage für den Beitritt Hamburgs zum WHO-Netzwerk „Age-Friendly City“ genutzt werden. Als größte Herausforderung für ihre Zugänglichkeit identifizierten ältere Menschen den Bereich Mobilität, vor allem Hindernisse auf Gehwegen. Hierzu zählt, neben Stolperfallen wie versteckten Wurzeln und herumliegenden E-Scootern, auch eine mangelhafte Beleuchtung der Wege sowie nicht genügend Bänke. Im Anschluss wurde über das Netzwerk Age-Friendly City diskutiert. In Deutschland gäbe es nach wie vor eine negative Wahrnehmung von dem Konzept „age-friendly“. Städte würden sich lieber als active-city oder familienfreundlich präsentieren. Age-friendly solle daher nicht nur als altersfreundlich, sondern auch als generationenfreundlich übersetzt werden, um eine positivere öffentliche Wahrnehmung zu schaffen.
DIMR: Hintergrundpapier zu Zugänglichkeit, Infrastruktur und Lebensumfeld (einschließlich Verkehr, Wohnen und Zugang) in Bezug auf ältere Menschen (PDF, 280 KB) (nicht barrierefrei)
Präsentation von Dr. Leander Palleit, Leiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention des DIMR: Zugänglichkeit, Infrastruktur und Lebensumfeld (PDF, 409 KB) (nicht barrierefrei)
Präsentation von Christa Möller-Metzer, Sprecherin Senior*innen-Politik, Fraktion der Grünen in der Bürgerschaft Hamburg: Zugänglichkeit und Infrastruktur für ältere Menschen in Deutschland (PDF, 1.329 KB) (nicht barrierefrei)
Informationen zur 14. Sitzung der OEWG-A finden Sie auf der Seite der UN