Fotoserie

„Menschen. Würde.“ - Fotos und Interviews (Teil 2)

Die Berliner Fotografin Barbara Dietl hat für das Institut 20 Personen porträtiert. Sieben von ihnen haben uns außerdem erzählt, was sie mit dem Thema Menschenrechte verbinden.

Lau

Porträt einer Person of Color mit langen schwarzen Haaren. Sie trägt Ohrringe, filigrane Halsketten, ein graues Top und eine graue Strickjacke. Sie schaut ernst in die Kamera. Sie steht auf einem Bürgersteig, unscharf im Hintergrund geparkte Autos und Fahrräder, Bäume, Häuser, Menschen.
© DIMR/B. Dietl

Helina Haileselassie

Porträt einer Schwarzen Person mit zusammengebundenen schwarzen Haaren. Zu sehen ist nur der Oberkörper, sie trägt ein türkisfarbenes Oberteil und schaut ohne zu lächeln direkt in die Kamera. Sehr unscharf im Hintergrund geparkte Autos und Fahrräder, Bäume, Häuser, eine grüne Markise.
© DIMR/B. Dietl

Andreas Krüger

Porträt einer weißen Person mit kurzen Haaren, Brille und Dreitagebart. Sie sitzt auf einem großen Podest mit blauer Oberfläche, trägt ein kariertes Hemd und Jeans und hält in der rechten Hand einen weißen Langstock. Die Person schaut direkt in die Kamera, ohne zu lächeln. Leicht unscharf im Hintergrund, hinter dem Podest: Rasen, Bänke, Büsche und eine Backsteinmauer.
© DIMR/B. Dietl

Andreas Krüger, was hat Sie dazu bewogen, an einem Fotoprojekt zum Thema Menschenrechte mitzuwirken? Was hat Sie daran interessiert?

Andreas Krüger: 73 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gilt es, die Resolution der Vereinten Nationen weiterhin zu bewahren und umzusetzen - heute stärker denn je. Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass bestimmen den Alltag von vielen Personen. Weltweit müssen wir Verstöße und erschreckende Ereignisse beobachten, die den gemeinschaftlichen Zusammenhalt und die Rechte jedes*r Einzelnen gefährden. Um dem entgegenzuwirken, braucht es nicht nur verantwortungsbewusste Regierungen und eine unabhängige Justiz. Vor allem braucht es eine engagierte Zivilgesellschaft, die für Menschenrechte eintritt und sich stark macht. Daher liegt es an uns selbst, die Erklärung der Menschenrechte mit Leben zu füllen und für ein gleichberechtigtes und respektvolles Miteinander einzustehen. Ein Fotoprojekt wie dieses macht Akteur*innen sichtbar, die sich auf unterschiedliche Weise für Menschenrechte einsetzen. Es verschafft ihnen nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch Anerkennung für ihren Verdienst um Toleranz, Weltoffenheit und Chancengleichheit. So geht es auch mir darum, mit meinem Porträt Gesicht zu zeigen und auf die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie auf ihre Rechte auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Inklusion hinzuweisen. Gern möchte ich Vorbild sein und andere ermutigen, sich für eine Gesellschaft der Vielfalt und Offenheit zu engagieren, wie ich es im Kulturbereich tue.  

Kunst und Kultur sind ein probates wie verbindendes Mittel, um Menschen zusammenzuführen und zur Diskussion anzuregen. Sie dienen der Unterhaltung, dem Austausch und der eigenen persönlichen und sozialen Entfaltung. Daher wird mit Artikel 27 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte das Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben als Menschenrecht anerkannt: Jedem*r muss der Zugang zu Kunst und Kultur gewährt werden. Gleichzeitig muss es allen möglich sein, ihrer Kreativität und ihren Interessen selbst nachgehen zu können.  

Was verbinden Sie mit Menschenrechten?

A. Krüger: Als sehbehinderter Kunstwissenschaftler weiß ich, wie wichtig ein gleichberechtigter Zugang zu Kunst und Kultur ist. Um meiner Berufung nachgehen und meine Interessen mit anderen teilen zu können, engagiere ich mich für barrierefreie Ausstellungen und ein inklusives Kulturangebot. Menschen mit Behinderungen sollen ihre Freizeit genauso abwechslungsreich gestalten können wie Menschen ohne Behinderungen. Kunst und Kultur bieten unterschiedliche Möglichkeiten der Begegnung, der kreativen Auseinandersetzung und der geistigen Entwicklung. Damit alle Menschen davon profitieren und uneingeschränkt am kulturellen Leben teilhaben können, wurden Kunst und Kultur 1948 zum Menschenrecht erklärt. Seit 2009 bekräftigt zusätzlich die UN-Behindertenrechtskonvention das Recht auf kulturelle Bildung und künstlerische Entfaltung für Menschen mit Behinderungen.

Gibt es eine Botschaft, die für Sie persönlich wichtig ist?

A. Krüger: Kunst und Kultur beleben und prägen unsere Gesellschaft. Ob im Museum, im Theater oder im Kino - jede*r hat das Recht, sich an Kultur und ihren vielfältigen Ausprägungen zu erfreuen, aber auch selbst künstlerisch tätig zu sein. Kunst und Kultur sind ein Menschenrecht! Allen Menschen muss es möglich sein, ohne Einschränkungen und Barrieren diese genießen und eigenständig verwirklichen zu können.

Lynn Van Os

Porträt einer ca. 18-jährigen, weißen Person mit halblagen Haaren. Zu sehen ist nur der Oberkörper, sie trägt ein geringeltes T-Shirt und schaut direkt in die Kamera, ohne zu lächeln. Unscharf im Hintergrund Bäume, geparkte Autos, zwei Personen, eine blaue Mülltonne, Häuser.
© DIMR/B. Dietl

Dalal Mahra

Porträt einer ca. 20-jährigen Person of Color. Zu sehen ist nur ihr Oberkörper, sie trägt einen hellen Hijab und einen braunen Mantel. Sie schaut mit einem kleinen Lächeln direkt in die Kamera. Leicht unscharf im Hintergrund ein Lokal, daneben eine Altbau-Wohnungstür mit einem grellbunten Graffito. Das Lokal hat große Fenster mit bunter Verzierung, draußen stehen weiße Tische.
© DIMR/B. Dietl

Dalal Mahra, was hat Sie dazu bewogen, an einem Fotoprojekt zum Thema Menschenrechte mitzuwirken? Was hat Sie daran interessiert?

Dalal Mahra: Um ehrlich zu sein, erst mal ging es darum, professionelle Fotos zu bekommen. Als ich erfuhr, dass es ein Projekt zum Thema Menschenrechte ist, dachte ich: das kann ich gut mit dem Projekt verbinden, das ich selbst mache. Ich mache Empowerment-Trainings gegen antimuslimischen Rassismus und habe auf Instagram eine Seite spezifisch zum Thema Empowerment muslimischer Frauen eingerichtet. Für mich hat das sehr viel mit Menschenrechten zu tun. Ich habe durch antimuslimischen Rassismus oft erlebt, dass Menschenrechte für viele Menschen und besonders für privilegierte Menschen und die deutsche Mehrheitsgesellschaft gelten, während marginalisierten Menschen bestimmte Menschenrechte abgesprochen oder in der Praxis nicht umgesetzt werden. Wir beschäftigen uns viel mit diesem Thema, weil wir eine Empowerment-Plattform für muslimische Frauen sind und sich viele Kopftuch tragende muslimische Frauen dadurch angesprochen fühlen. Wir haben uns auch mit dem Kopftuchverbot für Lehrerinnen in staatlichen Schulen in einigen Bundesländern beschäftigt. Das Kopftuchverbot ist für mich ein Akt, dem ich entgegne: das ist ein Thema, das in den Menschenrechten enthalten und im Grundgesetz verankert ist. Ich finde es schade, dass wir darüber diskutieren müssen. Deshalb habe ich mich sehr gerne bereit erklärt, dieses Thema mit meinem Porträt zu unterstützen.

Was verbinden Sie mit Menschenrechten?

D. Mahra: Mit Menschenrechten verbinde ich, dass die Würde jedes Menschen geachtet wird, dass alle Menschen gleich geachtet werden und dass es keinen Unterschied gibt. Dass es bestimmte Schutzmaßnahmen gibt, zum Beispiel Kinderarbeit, Menschenhandel oder Zwangsprostitution betreffend. Dort müssen Menschenrechte einhaken, um Menschen davor zu schützen. Ich weiß, dass es in der Theorie anders ist als in der Praxis, aber es muss Menschenrechte geben, damit in solchen Fällen zumindest vom Gesetz her klar ist: was da passiert, ist nicht richtig. Damit das die Betroffenen, aber auch die Täter wissen. Dass es solch ein klares Zeichen gibt, ist sehr wichtig. Dass Menschenrechtsverstöße zwar passieren, aber global nicht akzeptiert werden.

Gibt es eine Botschaft, die für Sie persönlich wichtig ist?

D. Mahra: Jeder Mensch soll so sein können, wie er möchte. Sein Sein, seine Ziele, seine Wünsche und seine Visionen sollen dem Menschen aufgrund von ethnischen, religiösen oder anderen Zugehörigkeiten nicht abgesprochen werden.

Enrique Lütge

Porträt einer Person of Color mit kurzen schwarzen Haaren. Zu sehen ist nur der Oberkörper, sie trägt ein graues Poloshirt und schaut direkt in die Kamera, ohne zu lächeln. Unscharf im Hintergrund ein breiter Bürgersteig, eine Bushaltestelle, Bäume, geparkte Autos und Fahrräder sowie mehrgeschossige Häuser.
© DIMR/B. Dietl

Martha Teferra Mekonnen

Porträt einer Schwarzen Person in einem gelben Kleid. Zu sehen ist nur der Oberkörper. Sie trägt die halblangen Haare hochgebunden, trägt Make-up und schaut ohne zu lächeln in die Kamera. Sie steht auf einem Bürgersteig, unscharf im Hintergrund ein graues Haus und Bäume.
© DIMR/B. Dietl

Martha Teferra Mekonnen, was hat Sie dazu bewogen, an einem Fotoprojekt zum Thema Menschenrechte mitzuwirken? Was hat Sie daran interessiert?

Martha Teferra Mekonnen: Aktiv zu sein für die Menschenrechte.

Was verbinden Sie mit Menschenrechten?

M. T. Mekonnen: Mit Menschenrechten verbinde ich unter anderem Freiheit und Gleichheit.

Gibt es eine Botschaft, die für Sie persönlich wichtig ist?

M. T. Mekonnen:  Soziale und kulturelle Rechte sind mir wichtig.

Wolfgang Schröder

Porträt einer weißen Person mit Halbglatze, Nickelbrille und Dreitagebart. Zu sehen ist nur der obere Teil des Körpers, die Person trägt ein kariertes Hemd. Sie hat ein ganz leichtes Lächeln auf dem Gesicht. Im Hintergrund Licht und Schatten auf einer mit Graffitis besprühten Wand.
© DIMR/B. Dietl

Anja Göhler

Porträt einer weißen Person mit halblangen, braunen Haaren. Zu sehen ist nur der Oberkörper, sie trägt ein blaues Oberteil oder Kleid und ist geschminkt. Sie blickt direkt in die Kamera, ohne zu lächeln. Sehr unscharf im Hintergrund ein Bürgersteig, mehrere Personen, Bäume und Häuser.
© DIMR/B. Dietl

Mathias Nlemibe

Eine Schwarze Person mit kurzen Haaren steht an einer Straßenkreuzung. Sie schaut ohne Lächeln direkt in die Kamera. Zu sehen ist nur der Oberkörper, sie trägt ein weinrotes Poloshirt. Unscharf im Hintergrund die Straßenkreuzung, hohe Häuser, Autos, Bäume.
© DIMR/B. Dietl

(Die Interviews führten I. Scheffer und T. Stelzer)

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