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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Perspektiven aus der Bildung zu Flucht, Migration und Menschenrechten

Die Anmeldefrist zu dieser Veranstaltung ist abgelaufen.

Online-Veranstaltung des Projekts „Mit Menschenrechten Brücken bauen – Politische Bildung in Transformationsprozessen“ am 26.03.2024

Nicht erst seit der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) und des Rückführungsverbesserungsgesetzes von 2023 sind Flucht, Asyl und Migration im politischen, rechtlichen und medialen Diskurs omnipräsent und stehen im Zentrum parteipolitischer Auseinandersetzungen. Migration und Flucht werden sowohl in den Medien als auch in politischen Diskursen als Bedrohung inszeniert. Hetze gegen Geflüchtete, menschenverachtende Äußerungen über Flucht und Migration und die Infragestellung des nationalen und europäischen Flüchtlingsschutzes stellen eine auf Menschenrechten basierende Gesellschaft vor große Herausforderungen.

Aufgabe Politischer Bildung ist es, diese Entwicklungen kritisch zu analysieren, konstruktiv zu begleiten und zu diskutieren. Wie kann die Bildungspraxis dazu beitragen, Desinformation und menschenverachtenden Narrativen in der Migrationsdebatte entgegenzuwirken? 

Die Podiumsdiskussion will aktuelle rechtliche und politische Entwicklungen rund um Migration, Asyl und Flucht beleuchten und einen kritischen Blick auf die Grenzen und Möglichkeiten des Menschenrechtsschutzsystems werfen. Dabei werden verschiedene Fragen erörtert:

Welche Bildungsstrategien sind mit Blick auf menschenverachtende Diskurse über Flucht und Migration gefragt und sinnvoll? Welchen Beitrag leisten Menschenrechte in der Bildungspraxis? Inwieweit werden die Expertisen und Bedarfe von Bildungspraktiker*innen mit Fluchtgeschichte in der aktuellen Bildungslandschaft berücksichtigt? Wie sind Pflichtenträger*innen und Multiplikator*innen zu erreichen und zu sensibilisieren? In der Workshop-Phase präsentieren Expert*innen vielfältigen Ansätze und Methoden einer menschenrechtsorientierten Bildungspraxis im Kontext von Flucht und Migration.

To the English version of the event description.

Programm

Ab 09:30 Uhr
Einwahl in Zoom möglich
10:00 Uhr
Begrüßung

Josephine Akinyosoye und Sandra Reitz, Deutsches Institut für Menschenrechte

10:20 Uhr
Vorstellung des Awareness-Teams und des Awareness-Konzepts
10:30 Uhr
Podiumsdiskussion

Die Podiumsdiskussion findet mit englischer/deutscher Übersetzung statt.

Karim Fereidooni, Ruhr Universität Bochum

Azaryuon Matin, Menschenrechtsaktivist aus Afghanistan

Jennifer Kamau, International Women* Space

Bernd Kasperek, Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung

Moderation: Josephine Akinyosoye

11:15 Uhr
Öffnung für Fragen und Kommentare der Teilnehmenden
12:00 Uhr
Mittagspause
13:00 Uhr
Workshops

Die Workshops finden auf Deutsch statt.

a) Migrant*innen-Selbstorganisationen als Orte von informeller Menschenrechtsbildung

Migrant*innen-Selbstorganisationen spielen eine entscheidende Rolle als Orte informeller Menschenrechtsbildung und politischer Selbstermächtigung. Durch ihre Arbeit tragen sie zum Austausch von relevantem Wissen und zur Stärkung der politischen Teilhabe und Handlungsfähigkeit von Geflüchteten bei.

Die Referentin wird in diesem Workshop eine Bildungspraxis vorstellen, die sich an den Lebenswirklichkeiten der Menschen orientiert und sich ihren spezifischen Problemlagen widmet. Durch diese Bildungspraxis sollen die Teilnehmenden dazu befähigt werden, bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen und alternative Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. 

Im Workshop soll besprochen werden, warum es neben rechtlichen Aspekten auch wichtig ist, praktisches und widerständiges Wissen zu vermitteln. Begriffe und Forderungen wie „Bleiberecht für alle“ werden dabei wichtige Aspekte sein. Besonderes Augenmerk wird zudem auf den Zugang zu Rechten in Deutschland und den Alltagserfahrungen der Geflüchteten gelegt.

Referentin: Asmara Habtezion ist Aktivistin, Community Organisor und Gründerin des Vereins Asmara's World e.V. Die Migrant*innen-Selbstorganisation Asmara's World e.V ist u.a. in den Bereichen rechtliche Begleitung und Beratung in allen Lebenslagen, Sprachförderung, politische Bildung, Kompetenztraining und AntiRa-Arbeit tätig. Asmara Habtezion stemmt alles allein mit Menschen, denen sie bereits geholfen hat und ihrem großen Netzwerk an Helfer*innen, Aktivist*innen und Organisationen. Dabei sind für sie ihre kritische Haltung und ihr Glaube an Solidarität die Schlüssel für ein menschliches Miteinander.

 

b) Das Archiv der Flucht als Instrument für die Bildungspraxis

Das Archiv der Flucht als Oral History Projekt und digitaler Gedächtnisort, ersucht die Erfahrungen von unterschiedlichen Personen, die nach Deutschland geflohen sind, in Form von Videointerviews zu bewahren. Im Sinne von „nicht über uns ohne uns“ ist mit dem Archiv der Flucht der Versuch erfolgt, Expert*innen mit Flucht-und/oder Rassismuserfahrung einzubinden.

In dem 2,5-stündigen Workshop werden wir uns mit dem Oral History Projekt “Archiv der Flucht” beschäftigen. Nach kurzen, einführenden Worten zu der Methodik, der Entstehung des Archivs der Fluchts, und bisherigen Bildungs-Formaten zum Archiv der Flucht sind die Teilnehmenden dazu eingeladen, selbst ins Stöbern und in den Austausch über die Erzählungen der Interviewten zu kommen.

Ziel des Workshops ist es, das Archiv der Flucht kennenzulernen und in einen Austausch über die Möglichkeiten des Archivs der Flucht, für eine transformative Bildungspraxis aus einer menschenrechtsbasierten Perspektive zu kommen.

Dabei widmen wir uns den folgenden Fragen:

  • Welche Ähnlichkeiten spiegeln sich in den unterschiedlichen Fluchterfahrungen und welche Unterschiede werden deutlich?
  • Welche Erfahrungen des Ankommens und der Ausgrenzung wiederholen sich?
  • Wie können die Erzählungen in die Vermittlung von Menschenrechtsbildung und Rassismuskritik eingebettet werden?
  • Wie kann ein Transfer des Archivs der Flucht von Kultur und Wissenschaft in die Zivilgesellschaft gelingen?
  • Wie könnten Oral History Ansätze, wie das Archiv der Flucht in den Geschichtsunterricht mit einfließen? 

Referentin: Francesca Sika Dede Puhlmann ist Bildungsreferentin und Yoga-Lehrerin. Neben ihrer Mitarbeit bei der Initiative "Bildung Macht Rassismus" engagiert sie sich im Bereich Empowerment. Sie war u.a. im Projekt "Film Macht Mut" als Konzeptionerin tätig, welche die Kritik von Rassismus ins Zentrum der Filmvermittlung setzt. Veröffentlicht hat sie zu Dekolonisierungspraktiken Schwarzer Frauen* in „Sisters and Souls 2" von Natasha A. Kelly (Hrsg.) und im Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor des DeZim-Instituts mit dem Beitrag “Umgangsformen von BIPoC in Deutschland”. Mehrere Jahre arbeitete sie mit Refugee Kindern in Notunterkünften. Für das „Archiv der Flucht“ entwickelte und erprobte sie zusammen mit Jugendlichen Bildungsformate und Workshops im Bereich Rassismuskritik.

 

c) Zugänglichkeiten von politischer Bildung/Menschenrechtsbildung und Bildungsstätten

Die Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte bietet seit 2016, in der aktuellen Form seit 2020, ein Qualifizierungsprogramm in der Menschenrechtsbildung an, indem sie insbesondere migrierte und geflüchtete Menschen einlädt, in das Berufsfeld der Menschenrechtsbildung/politische Bildung einzusteigen. Das unterschiedlich intersektional positionierte Team erkundet gemeinsam, wie MRB aussehen kann und was es benötigt, um diese inklusiv für alle zu gestalten. Zentral in diesem Prozess steht die Frage: Wie können Bildungsstätten, das Berufsfeld und traditionelle politische Bildungspraktiken zugänglicher für Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte werden? In diesem Workshop möchten wir unsere Erfahrungen teilen und der Frage einen gemeinsamen Schritt näherkommen.

Dieser Workshop wird auf Englisch mit möglicher Übersetzung ins Deutsche stattfinden.

Referent*innen: Dorit Machell, Gifty Nyame Tabiri und Referent*in aus dem Netzwerk der EJB Weimar

15:30 Uhr
Berichte aus den Workshops und nächste Schritte
16:30 Uhr
Ende der Veranstaltung
Logo der Bundeszentrale für politische Bildung
Logo der Berliner Landeszentrale für politische Bildung

Ansprechpartner*in

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