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Wo steht die Bildungspraxis gegen Rechts heute?

Die Anmeldefrist zu dieser Veranstaltung ist abgelaufen.

Online-Veranstaltung des Projekts „Mit Menschenrechten Brücken bauen – Politische Bildung in Transformationsprozessen“

Wachsende Demokratieskepsis, rechte Narrative und Verschwörungserzählungen fordern die Gesellschaft nicht erst in jüngster Zeit heraus. Sie begleiten Bildungsprozesse im Grunde seit 1945, wenn auch mit wechselnden Rahmenbedingungen und mit sehr unterschiedlich geführten Diskursen.

Gesellschaftliche Transformationsprozesse wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise sowie Inflation beeinträchtigen das Leben und begünstigen menschenverachtende Einstellungen in der Gesellschaft. So sind auch stärker Stimmen zu hören, die die Begrenzung der Zuwanderung fordern. Rassistische Hetze gegen Geflüchtete nimmt wieder Fahrt auf, die Grenzen des Sagbaren verschieben sich. Es bleibt weiterhin notwendig, Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sich für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt einzusetzen. Gleichzeitig gibt es Erfolge durch das unermüdliche Engagement von Betroffenen und Zivilgesellschaft.

Wie können Bildungsakteur*innen auf diese gesellschaftlichen Veränderungen und Transformationsprozesse konstruktiv antworten? Welche Bildungsstrategien sind mit Blick auf rechte Narrative gefragt und sinnvoll? Welchen Beitrag können die Menschenrechte in der Bildungspraxis leisten? Diese und weitere Fragen wollen wir mit Expert*innen aus der Bildung diskutieren und die vielfältigen Ansätze der Bildungspraxis gegen menschenverachtende Ideologien näherbringen.

Programm

ab 09:30 Uhr
Einwahl in Zoom möglich
10:00 Uhr
Begrüßung

Josephine Akinyosoye und Sandra Reitz, Deutsches Institut für Menschenrechte

10:20 Uhr
Vorstellung des Awareness-Teams und des Awareness-Konzepts
10:30 Uhr
Podiumsdiskussion

Nava Zarabian, Bildungsstätte Anne Frank
Jun.-Prof. Dr. Alexander Wohnig (Universität Siegen)
BiLaN- Bildungsinitiative Lernen aus dem NSU-Komplex
Özge Özdemir,
Bildungsinitiative Ferhat Unvar

Moderation: Ceren Türkmen

11:15 Uhr
Öffnung für Fragen und Kommentare der Teilnehmenden
12:00 Uhr
Mittagspause
13:00 Uhr
Workshops

a) Alles eine Verschwörung? – Zum Umgang mit Verschwörungserzählungen in pädagogischen Kontexten, Katharina Baumgartner (Bildungsstätte Anne Frank)

Verschwörungserzählungen haben Hochkonjunktur. Studien zufolge glaubt ein Drittel der deutschen Bevölkerung an Verschwörungserzählungen, die auf der Idee basieren, dass die Welt durch geheime Mächte gesteuert wird. Strukturell sind Verschwörungserzählungen eng mit Antisemitismus verknüpft und verpacken antisemitische Bilder in neues Gewand. Aber auch rassistische, antifeministische und weitere menschenverachtende Diskriminierungen werden in Verschwörungserzählungen übermittelt. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die betroffenen Personengruppen, wie zahlreiche Anschläge in den letzten Jahren gezeigt haben.

Deshalb ist es wichtig, Zivilcourage zu zeigen, Gegenrede zu leisten und bei Verschwörungserzählungen frühzeitig zu intervenieren. Voraussetzung dafür ist jedoch, Verschwörungserzählungen, die darin enthaltenden Diskriminierungen zu (er)kennen. Was zeichnet Verschwörungserzählungen aus? Wie anschlussfähig sind sie? Und wie finde ich einen kompetenten Umgang mit schwierigen Aussagen in Seminaren oder Workshops seitens der Teilnehmenden? Der Workshop richtet sich an Multiplikator*innen der Bildungsarbeit.

Referentin: Katharina Baumgartner (M.A. Bildungs- und Erziehungsprozesse) studierte Medieninformatik in Düsseldorf und Bildungs- und Erziehungsprozesse in Passau. Seit 2023 ist sie Bildungsreferentin bei der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Verschwörungserzählungen und Antisemitismus.

b) Politische Bildung im ländlichen Raum (Cathleen Hoffmann, Miteinander e.V.)

In diesem Workshop werden spezifische Herausforderungen für die politische Bildung in ländlichen Räumen vorgestellt. Grundlagen bilden dabei die Erfahrungen der Referentin als politische Bildnerin in ländlichen Räumen, die acht Herausforderungen für diese Arbeit im Rahmen des Workshops herausgearbeitet hat.

Im Workshop soll es darum gehen diese Herausforderungen zu erläutern und im Anschluss in den Austausch über Formate, Erfahrungen und Ideen zu gehen. Dabei wird es abschließend auch einen Exkurs in das Themenfeld Rechtsextremismusprävention und die daraus resultierenden Besonderheiten im Rahmen der politischen Bildungsarbeit in ländlichen Räumen, geben.

Referentin: Cathleen Hoffmann (sie/ihr)
Bildungsreferentin bei Miteinander e.V. – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt

c) Lernen aus dem NSU-Komplex – Ansätze, Erfahrungen und Herausforderungen zur rassismus- und antisemitismuskritischen Bildungsarbeit zu rechter Gewalt, BiLaN-Bildungsinitiative Lernen aus dem NSU-Komplex

Im Rahmen des Workshops will die Bildungsinitiative Lernen aus dem NSU-Komplex ihre Ansätze zur politischen Bildungsarbeit nach der Selbstenttarnung des NSU entlang einer Methode und gemeinsamen Methodenreflexion vorstellen. Ausgehend von Erfahrungen und Perspektiven der Initiative soll ein Austausch über die institutionellen und gesellschaftlichen Herausforderungen politischer Bildungsarbeit zu rechter Gewalt ermöglicht werden.

Referent*innen: BiLaN-Bildungsinitiative Lernen aus dem NSU-Komplex“ ist ein seit 2014 bestehendes Netzwerk von Multiplikator*innen der politischen Bildungsarbeit in Berlin, Hamburg und Hessen. Aus dem NSU-Komplex zu lernen heißt für BiLaN rassismus- und antisemitismuskritische Reflexion, Solidarität mit den Betroffenen und Unterstützung ihrer Anliegen. BiLaN bietet zielgruppenorientierte Bildungsangebote für Schüler*in-nen, Jugendliche, Erwachsene und Multiplikator*innen an.

d) Gemeinsam stark nach dem 19. Februar, Özge Özdemir (Bildungsinitiative Ferhat Unvar)

Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau 9 Menschen aus rassistischem Motiv erschossen. Diese Tat reiht sich in einer Chronologie rechter Gewalt und rechtem Terror ein. Das war ein Angriff auf das Zusammenleben aller Menschen in Deutschland. Wir möchten auf Grundlage des 19. Februars den Teilnehmenden einen Raum zum Austausch geben. Wir informieren die Teilnehmenden über die Geschehnisse, fragen uns was der Anschlag für gesellschaftliche Folgen hat und was das mit uns Betroffenen und Verbündeten gemacht hat. Im Fokus des Workshops steht der kontinuierliche Widerstand von Betroffenen. Damit wollen wir nicht nur den Forderungen von Betroffenen Raum geben, sondern auch gemeinsam schauen, wie gesellschaftliche Teilhabe funktionieren kann.

Im Anschluss diskutieren wir gerne auch über Chancen und Herausforderungen bei der Thematisierung von Menschenrechten in unserer Arbeit. Wir bieten einen Reflexionsraum über Formate, Erfahrungen und Ansätze unserer politischen Bildungsarbeit. Damit wollen wir Anregungen für die erinnerungs-politische Bildung gegen Rassismus und Rechtsradikalismus geben“.

Referentin: Özge Özdemir, Bildungsinitiative Ferhat Unvar
Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar wurde nach dem rassistischen Anschlag in Hanau von Serpil Temiz Unvar gegründet. Sie ist die Mutter von Ferhat, einem von neun Opfern, die am 19.02.2020 getötet wurden. Das Ziel der Bildungsinitiative ist es antirassistische und empowernde Bildungsarbeit zu machen und damit insbesondere an Schulen Diskriminierung aktiv entgegenzuwirken. Die Arbeit der Initiative wird von jungen Aktiven getragen, die sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen. Unser Konzept basiert auf dem „Peer-to-Peer“-Ansatz. Wir bilden Jugendliche aus, die ihr Wissen in der schulischen und außerschulischen Bildung einbringen.

15:30 Uhr
Berichte aus den Workshops und nächste Schritte
16:30 Uhr
Ende der Veranstaltung

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Ansprechpartner*in

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