Datenbank für Menschenrechte und Behinderungen

Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen/Sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities (2017)

Bericht der Sonderberichterstatterin über die Rechte von Menschen mit Behinderungen

Report of the Special Rapporteur on the rights of persons
with disabilities

[veröffentlicht am 14. Juli 2017; Dokumentennummer: A/72/133]

[Publication Date: 14 July 2017; Document Symbol: A/72/133]

I. Einleitung

I. Introduction

1. In seiner Resolution 35/6 ersuchte der Menschenrechtsrat seine Sonderberichterstatterin über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, der Generalversammlung jährlich Bericht zu erstatten.

1. In its resolution 35/6, the Human Rights Council requested the Special Rapporteur of the Human Rights Council on the rights of persons with disabilities to report annually to the General Assembly.

2. In ihren thematischen Berichten hat die Sonderberichterstatterin immer wieder unterstrichen, wie wichtig es ist, bei allen Maßnahmen in Bezug auf Menschen mit Behinderungen eine Geschlechterperspektive anzuwenden, und gleichzeitig betont, welche erheblichen zusätzlichen Barrieren sich Frauen und Mädchen mit Behinderungen in den Weg stellen und sie am vollen Genuss ihrer Rechte hindern können. Da bei internationalen und nationalen Maßnahmen zur Förderung der Rechte von Menschen mit Behinderungen die Geschlechterperspektive zu oft unberücksichtigt blieb, müssen die vielschichtige Diskriminierung, die Marginalisierung und die verschärften Menschenrechtsverletzungen, denen Frauen und Mädchen mit Behinderungen in den meisten Gesellschaften ausgesetzt sind, dringend angegangen werden (siehe A/HRC/28/58, Ziff. 19 d)).

2. In her thematic reports, the Special Rapporteur has underscored the importance of ensuring a gender perspective in all interventions related to persons with disabilities, stressing the significant additional barriers that women and girls with disabilities encounter that can prevent them from the full enjoyment of their rights. As international and national efforts on the rights of persons with disabilities have too often failed to take into account a gender perspective, it is urgent that the multifaceted discrimination, marginalization and compounded human rights violations that women and girls with disabilities face in most societies be addressed (see A/HRC/28/58, para. 19 (d)).

3. Der Schwerpunkt dieses Berichts liegt auf der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den entsprechenden Rechten von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen. Der Begriff „Mädchen mit Behinderungen“ bezieht sich auf Frauen mit Behinderungen, die jünger als 18 Jahre sind, während der Begriff „junge Frauen mit Behinderungen“ Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren bezeichnet.1 Die Sonderberichterstatterin hebt hervor, dass sich diesen Frauen große Schwierigkeiten dabei stellen, autonome Entscheidungen über ihre reproduktive und sexuelle Gesundheit zu treffen, und dass sie regelmäßig Gewalt, Missbrauch und schädlichen Praktiken ausgesetzt sind, darunter Zwangssterilisierung, Zwangsabtreibung und Zwangsverhütung. Sie erinnert daran, dass die Staaten verpflichtet sind, in die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen zu investieren und alle gegen sie gerichteten Formen der Gewalt zu beenden.

3. The present report focuses on the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities. The term “girls with disabilities” refers to women with disabilities below the age of 18 years, whereas the term “young women with disabilities” refers to women between 15 and 24 years of age.¹ The Special Rapporteur stresses that those women face significant challenges in making autonomous decisions with regard to their reproductive and sexual health, and are regularly exposed to violence, abuse and harmful practices, including forced sterilization, forced abortion and forced contraception. She recalls that States have an obligation to invest in the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities, and to end all forms of violence against them.

4. Für ihren Bericht wertete die Sonderberichterstatterin 47 Rückmeldungen zu einer Umfrage unter Mitgliedstaaten, nationalen Menschenrechtsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, einschließlich Organisationen, die Menschen mit Behinderungen vertreten, sowie das Ergebnis von Konsultationen mit Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen in drei Ländern aus und nahm die wichtigsten Trends in diesen Bericht auf. Zudem organisierte sie im Juni 2017 in New York eine Sachverständigenkonsultation, an der Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen der Vereinten Nationen, Frauenorganisationen und Organisationen von Menschen mit Behinderungen teilnahmen. Die Sonderberichterstatterin dankt der Organisation Plan International für ihre Unterstützung der Forschungsarbeiten für die Studie, deren Durchführung vom Büro der Sonderberichterstatterin koordiniert wurde.

4. In preparing her report, the Special Rapporteur analysed 47 responses to a questionnaire sent to Member States, national human rights institutions and civil society organizations, including representative organizations of persons with disabilities, as well as the outcome of consultations conducted with girls and young women with disabilities in three countries, whose main trends are reflected in the text. She also organized an expert consultation in New York in June 2017 with representatives of United Nations agencies, women’s organizations and organizations of persons with disabilities. The Special Rapporteur would like to thank Plan International, who supported the research efforts for the study, which was undertaken under the coordination of her office.

II. Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen

II. Sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities

A. Kontext

A. Context

5. Weltweit gibt es heute mehr als eine Milliarde Menschen mit Behinderungen, und die durchschnittliche globale Prävalenzrate wird auf 15,6 Prozent geschätzt.2 Menschen mit Behinderungen erfahren weltweit große soziale Benachteiligungen wie Armut, diskriminierende Rechtsvorschriften und Praktiken, Umwelt- und Informationsbarrieren, Mängel in Bildung, Gesundheit und Beschäftigung sowie erhöhte Ausgaben aufgrund der Mehrkosten, die durch ein Leben mit Behinderung entstehen (siehe A/70/297, Ziff. 25-32 und A/71/314, Ziff. 13-16).

5. There are more than one billion people with disabilities in the world today, and the average global disability prevalence rate is estimated to be 15.6 per cent.² Persons with disabilities experience great social disadvantages worldwide, such as poverty; discriminatory laws and practices; environmental and information barriers; poor education, health and employment; and increased expenditures related to the extra cost of living with a disability (see A/70/297, paras. 25-32, and A/71/314, paras. 13-16).

6. Behinderungen sind unter Frauen weiter verbreitet als unter Männern. Frauen mit Behinderungen machen fast ein Fünftel der weiblichen Weltbevölkerung aus.3 Zu Kindern mit Behinderungen sind keine verlässlichen und repräsentativen globalen Daten vorhanden.4 Schätzungen zufolge gibt es weltweit zwischen 93 und 150 Millionen Kinder mit Behinderungen, doch könnten es auch mehr sein.5 Da Daten für gewöhnlich nicht nach Geschlecht, Alter und einer Behinderung aufgeschlüsselt werden, sind zudem auf nationaler wie internationaler Ebene sehr wenige Statistiken über Mädchen mit Behinderungen vorhanden. Dieser Mangel an Daten trägt dazu bei, dass die akuten menschenrechtlichen Probleme, von denen Kinder und insbesondere Mädchen mit Behinderungen betroffen sind, unsichtbar bleiben.

6. Disability is more prevalent among women than men. Women with disabilities account for almost one fifth of the world’s female population.³ There are no reliable and representative global data on children with disabilities.⁴ Estimates suggest that there are between 93 and 150 million children with disabilities worldwide, but numbers could be higher.⁵ Furthermore, there are very few statistics available on girls with disabilities at national and international levels, as generally data are not disaggregated by gender, age and disability. That scarcity of data has contributed to making the pressing human rights issues that affect children with disabilities, and girls in particular, invisible.

7. Das Zusammenfallen der Faktoren Jugend, Behinderung und Geschlecht führt sowohl zu verschärften Formen der Diskriminierung als auch zu spezifischen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen. Zwar sehen sich Menschen mit Behinderungen überall auf der Welt Rechtsverletzungen und Barrieren gegenüber, die ihnen die Teilhabe als gleichgestellte Mitglieder der Gesellschaft erschweren, doch sind Mädchen mit Behinderungen ungeachtet der Art und Schwere der Beeinträchtigung wesentlich schlechter gestellt als Jungen mit Behinderungen. Mädchen mit Behinderungen werden häufiger aus Interaktionen und Aktivitäten in der Familie ausgeschlossen, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie Zugang zu Bildung, Berufsausbildung und Beschäftigung haben oder vollständige Inklusion genießen, ist geringer.6

7. The intersection between young age, disability and gender results in both aggravated forms of discrimination and specific human rights violations against girls and young women with disabilities. While in all parts of the world persons with disabilities are faced with violations of their rights and barriers to their participation as equal members of society, girls with disabilities are significantly worse off than boys with disabilities, regardless of the types and levels of impairment. Girls with disabilities are more likely to be excluded from family interactions and activities, and are less likely to have access to education, vocational training and employment, or to benefit from full inclusion.⁶

8. Darüber hinaus ist es Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen fast ausnahmslos verwehrt, autonome Entscheidungen über ihre reproduktive und sexuelle Gesundheit zu treffen, was, wie in Abschnitt III dargelegt, zu hochgradig diskriminierenden und schädlichen Praktiken führen kann. Vielfach ereignen sich diese Praktiken in Institutionen, da Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen häufiger in Institutionen untergebracht sind.7

8. Furthermore, girls and young women with disabilities are, almost without exception, prevented from making autonomous decisions with regard to their reproductive and sexual health, which can result in highly discriminatory and harmful practices, as discussed in section III below. Many of those practices occur in institutions, as girls and young women with disabilities are more likely to be institutionalized.⁸

B. Zusammenhang zwischen Behinderung und sexueller und reproduktiver Gesundheit und den entsprechenden Rechten

B. Disability and sexual and reproductive health and rights

9. Für Frauen mit Behinderungen lassen sich Behinderungsinklusion und Geschlechtergleichstellung nur verwirklichen, wenn gleichzeitig ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre entsprechenden Rechte gewährleistet sind. Insbesondere sind Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, deren Bedürfnisse auf dem Gebiet der sexuellen und reproduktiven Gesundheit erfüllt sind und deren sexuelle und reproduktive Rechte gesichert sind, in der Lage, ihre eigene Identität zu entwickeln und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Dies trägt dazu bei, ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen zu gewährleisten, die bestehenden Defizite bei ihrem Zugang zu Bildung und Beschäftigung zu verringern und sie zur Selbstbestimmung zu befähigen. Werden diese Bedürfnisse und Rechte nicht verwirklicht, sind Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen ungewollter Schwangerschaft, sexuell übertragbaren Krankheiten, geschlechtsspezifischer Gewalt und sexuellem Missbrauch, Kinderheirat und anderen schädlichen Praktiken ausgesetzt, die ihre Teilhabe beeinträchtigen.

9. For women with disabilities, disability inclusion and gender equality cannot be achieved without addressing their sexual and reproductive health and rights. In particular, girls and young women with disabilities are able to develop their own identities and realize their full potential when their sexual and reproductive health needs and rights are met. That contributes to ensuring their health and well-being, reducing the existing gaps in their access to education and employment and achieving their empowerment. When those needs and rights are not met, they are exposed to unintended pregnancies, sexually transmitted diseases, gender-based violence and sexual abuse, child marriage and other harmful practices that hamper their participation.

10. Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte sind Menschenrechte. Sie sind nicht nur unabdingbarer Bestandteil des Rechts auf Gesundheit, sondern auch Voraussetzung für den Genuss vieler weiterer Menschenrechte, einschließlich des Rechts auf Leben, Freiheit von Folter und Misshandlung, Freiheit von Diskriminierung, gleiche Anerkennung vor dem Recht, Privatsphäre und Achtung des Familienlebens sowie Bildung und Arbeit. Als Menschenrechte sind sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte allgemeingültig, unveräußerlich und unteilbar, bedingen einander und sind miteinander verknüpft. Die Staaten müssen dafür sorgen, dass Einrichtungen, Produkte, Informationen und Dienstleistungen in Bezug auf sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte verfügbar, barrierefrei zugänglich, annehmbar und hochwertig sind.8

10. Sexual and reproductive health and rights are human rights. They are not only an integral part of the right to health, but are necessary for the enjoyment of many other human rights, including the rights to life, freedom from torture and ill-treatment, freedom from discrimination, equal recognition before the law, privacy and respect for family life, education and work. As such, sexual and reproductive health and rights are universal and inalienable, indivisible, interdependent and interrelated. States must ensure the availability, accessibility, acceptability and quality of facilities, goods, information and services related to sexual and reproductive health and rights.⁸

11. Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte bedingen eine Reihe von Freiheiten und Anrechten. Dazu gehören das Recht, ohne Diskriminierung, Zwang oder Gewalt die Kontrolle über Entscheidungen zu Sexualität und Fortpflanzung zu haben, und das Recht auf Zugang zu einem Spektrum von Einrichtungen, Diensten, Produkten und Informationen betreffend die sexuelle und reproduktive Gesundheit.9 Die sexual- und reproduktionsmedizinische Versorgung umfasst unter anderem Beratung, Information, Aufklärung, Kommunikation und Dienste betreffend Verhütung sowie Aufklärung und Dienste betreffend Schwangerschaftsvorsorge, sichere Geburt und Schwangerschaftsnachsorge, die Verhinderung beziehungsweise angemessene Behandlung von Unfruchtbarkeit, Dienstleistungen für einen sicheren Schwangerschaftsabbruch, die Verhinderung beziehungsweise Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen und Infektionen der Fortpflanzungsorgane sowie Informationen, Aufklärung und Beratung zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit (siehe A/CONF.171/13/Rev.1, Kap. VII).

11. Sexual and reproductive health and rights entail a set of freedoms and entitlements. They encompass the right to have control over decisions concerning sexuality and reproduction without discrimination, coercion and violence, and the right to access a range of sexual and reproductive health facilities, services, goods and information.⁹ Sexual and reproductive health services include, inter alia, contraceptive counselling, information, education, communication and services; education and services for prenatal care, safe delivery and postnatal care; the prevention and appropriate treatment of infertility; safe abortion services; the prevention and treatment of sexually transmitted and reproductive tract infections; and sexual and reproductive health information, education and counselling (see A/CONF.171/13/Rev.1, chap. VII).

12. Die Staaten sind verpflichtet, die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen zu achten, zu schützen und zu verwirklichen. Im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, im Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau, im Übereinkommen über die Rechte des Kindes, im Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe und im Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sowie in anderen internationalen und regionalen Übereinkünften sind die Standards für die Sicherung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen sowie für den Schutz ihres Rechts auf Freiheit von jeglicher Art der geschlechtsspezifischen Gewalt dargelegt.

12. States have an obligation to respect, protect and fulfil the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities. The International Covenant on Civil and Political Rights, the International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights, the Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women, the Convention on the Rights of the Child, the Convention against Torture and Other Cruel, Inhuman or Degrading Treatment or Punishment and the Convention on the Rights of Persons with Disabilities, as well as other international and regional instruments, outline standards for securing the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities and for protecting their right to be free from any kind of gender-based violence.

13. Sexuelle und reproduktive Gesundheit, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung sind miteinander verbunden. In den Zielen für nachhaltige Entwicklung wird ausdrücklich gefordert, „den allgemeinen Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und reproduktiven Rechten zu gewährleisten“, und in Ziel 3 (Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern), Ziel 4 (Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern) und Ziel 5 (Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen) sind entsprechende Zielvorgaben enthalten. Darüber hinaus wird in Ziel 5 betont, dass alle Formen der Diskriminierung und der Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen (einschließlich Mädchen und Frauen mit Behinderungen) beseitigt werden müssen. Investitionen in die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte retten Leben und stärken die Selbstbestimmung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen. Daher sollten der Schutz und die Förderung ihrer sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte für die Staaten hohe Priorität haben.

13. Sexual and reproductive health, human rights and sustainable development are all interconnected. The Sustainable Development Goals explicitly call for ensuring “universal access to sexual and reproductive health and reproductive rights”, and include targets related to that under Goal 3, Ensure healthy lives and promote well-being for all at all ages; Goal 4, Ensure inclusive and equitable quality education and promote lifelong learning opportunities for all; and Goal 5, Achieve gender equality and empower all women and girls. In addition, Goal 5 stresses that all forms of discrimination and violence against girls and women (including those with disabilities) must be eliminated. Investing in sexual and reproductive health and rights saves lives and empowers girls and young women with disabilities. Protecting and promoting their sexual and reproductive health and rights should therefore be a top priority for States.

C. Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen

C. Convention on the Rights of Persons with Disabilities

14. Die Verabschiedung des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dahin, dass Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre entsprechenden Rechte voll und wirksam genießen können. Dadurch, dass das Übereinkommen die Grundprinzipien der Menschenrechte übernimmt, bewegt es sich weg von medizinischen und bevormundenden Ansätzen und hin zu einem auf die Menschenrechte gestützten Ansatz für die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Menschen mit Behinderungen. Das Übereinkommen wendet sich gegen alle Formen von stellvertretend für Menschen mit Behinderungen getroffenen Entscheidungen in Bezug auf sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (siehe Art. 12 und 25), untersagt schädliche und diskriminierende Praktiken gegenüber Menschen mit Behinderungen in allen Fragen, die Ehe, Familie, Elternschaft und Partnerschaften betreffen, darunter das Recht, ihre Fruchtbarkeit zu behalten und über die Anzahl ihrer Kinder und die Geburtenabstände zu entscheiden (siehe Art. 23), fordert die Beendigung jeder Form von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch, einschließlich ihrer geschlechtsspezifischen Aspekte (siehe Art. 16), und fördert den Zugang zu hochwertiger sexual- und erschwinglicher reproduktionsmedizinischer Versorgung und entsprechenden Programmen (siehe Art. 25).

14. The adoption of the Convention on the Rights of Persons with Disabilities represented a major milestone towards the full and effective enjoyment of sexual and reproductive health and rights by girls and young women with disabilities. Embracing the basic principles of human rights, the Convention moves away from medical and paternalistic approaches towards a human rights-based approach to the sexual and reproductive health and rights of persons with disabilities. The Convention challenges all forms of substituted decision-making in the exercise of sexual and reproductive health and rights (see arts. 12 and 25); prohibits harmful and discriminatory practices against persons with disabilities in all matters related to marriage, family, parenthood and relationships, including the right to retain their fertility and to decide on the number and spacing of their children (see art. 23); calls to end all forms of exploitation, violence and abuse, including their gender-based aspects (see art. 16); and promotes access to quality sexual and affordable reproductive health care and programmes (see art. 25).

15. Das Übereinkommen geht auf die Rechte von Mädchen und Frauen mit Behinderungen als Querschnittsfrage ein und verfolgt dabei einen zweigleisigen Ansatz. Zum einen umfasst es konkrete Artikel zu Frauen und Kindern mit Behinderungen (siehe Art. 6 und 7), zum anderen verweist es auf sie in den allgemeinen Grundsätzen und in anderen thematischen Artikeln (siehe Art. 3, 4, 8, 13, 16, 18, 23, 25 und 30). Artikel 6 erkennt an, dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen mehrfacher Diskriminierung ausgesetzt sind, und verpflichtet die Staaten, Maßnahmen zu treffen, um den vollen und gleichberechtigten Genuss ihrer Rechte sowie die volle Entfaltung, Förderung und Stärkung ihrer Autonomie zu sichern. Die Staaten müssen die Interessen und die Rechte von Mädchen mit Behinderungen über alle nationalen Aktionspläne, Strategien und Maßnahmen betreffend Frauen, Kindheit und Behinderung hinweg sowie in ihren sektoralen Plänen systematisch und durchgehend berücksichtigen. Sie müssen außerdem gezielte Maßnahmen zugunsten von Mädchen mit Behinderungen, einschließlich zugunsten ihrer sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte, treffen und überwachen.10

15. The Convention addresses the rights of girls and women with disabilities in a cross-cutting manner, adopting a twin-track approach. On one hand, it includes specific articles on women and children with disabilities (see arts. 6 and 7); on the other, it refers to them in the general principles and other substantive articles (see arts. 3, 4, 8, 13, 16, 18, 23, 25 and 30). Article 6 recognizes that women and girls with disabilities are subject to multiple discriminations and requires States to adopt measures to ensure their full and equal enjoyment of rights, as well as their full development, advancement and empowerment. States must systematically mainstream the interests and rights of girls with disabilities in and across all national action plans, strategies and policies concerning women, childhood and disability, as well as in their sectoral plans. They must also target and monitor action aimed specifically at girls with disabilities, including their sexual and reproductive health and rights.¹⁰

16. Nach Artikel 7 des Übereinkommens müssen die Staaten Maßnahmen treffen, um zu gewährleisten, dass Kinder mit Behinderungen ihre Rechte voll genießen können, sowie den Grundsatz des Wohls des Kindes berücksichtigen und ihre sich entwickelnden Fähigkeiten achten. Das Übereinkommen verpflichtet die Staaten, zu gewährleisten, dass Jungen und Mädchen mit Behinderungen das Recht haben, ihre Meinung in allen sie berührenden Angelegenheiten gleichberechtigt mit anderen Kindern frei zu äußern, wobei ihre Meinung angemessen und entsprechend ihrem Alter und ihrer Reife berücksichtigt wird, und behinderungsgerechte sowie altersgemäße Hilfe zu erhalten, damit sie dieses Recht verwirklichen können (siehe Art. 7 Abs. 3). Damit wird in dem Übereinkommen die Verpflichtung der Staaten bekräftigt, die sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen anzuerkennen und zu achten und sie bei der Stärkung ihrer Fähigkeiten zu unterstützen, um ihnen unabhängige Entscheidungen zu ermöglichen. Wie der Ausschuss für die Rechte des Kindes betont hat, nehmen seine Jugend oder eine Behinderung dem Kind nicht das Recht, seine Meinung zu äußern, und mindern auch nicht das Gewicht, das der Meinung des Kindes bei Entscheidungen über sein Wohl beigemessen wird.11

16. Article 7 of the Convention provides that States must take measures to ensure the full enjoyment of rights by children with disabilities, consider the principle of best interests and respect their evolving capacities. The Convention requires States to ensure that boys and girls with disabilities have the right to express their views freely on all matters affecting them, their views being given due weight in accordance with their age and maturity, on an equal basis with other children, and to be provided with disability and age-appropriate assistance to realize that right (see art. 7, para. 3). The Convention thus reinforces the obligations of States to recognize and respect the evolving capacities of children with disabilities and to provide support to strengthen their capacities to enable independent decision-making. As stressed by the Committee on the Rights of the Child, the young age or the disability of a child does not deprive her or him of the right to express her or his views, nor reduces the weight given to the child’s views in determining her or his best interests.¹¹

17. Im Anschluss an die Verabschiedung des Aktionsprogramms der Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung 1994 und der Erklärung und der Aktionsplattform von Beijing 1995 stieg zwar die auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und Frauen gerichtete Aufmerksamkeit, doch war es das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, in dem die Staaten und das internationale Menschenrechtssystem ihr Bekenntnis zur Förderung und zum Schutz der diesbezüglichen Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen erneuerten. Der Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte veröffentlichte etwa eine allgemeine Bemerkung über das Recht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit unter besonderer Bezugnahme auf Menschen mit Behinderungen, einschließlich Barrierefreiheit und angemessener Vorkehrungen12. Der Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau und der Ausschuss für die Rechte des Kindes haben auch hervorgehoben, wie wichtig die Gewährleistung sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung und die Beendigung sexueller Gewalt und schädlicher Praktiken gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind.13 Die Sonderverfahren des Menschenrechtsrats haben sich auch mit der Frage der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Mädchen mit Behinderungen befasst, unter anderem in den jüngsten Berichten des Sonderberichterstatters über das Recht eines jeden auf das für ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit über die Rechte von Heranwachsenden (siehe A/HRC/32/32, Ziff. 86 und 94), des Sonderberichterstatters über Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe über Folter im Rahmen der Gesundheitsversorgung (siehe A/HRC/22/53, Ziff. 48 und 57-70), der Sonderberichterstatterin über Gewalt gegen Frauen, deren Ursachen und deren Folgen über Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen (A/67/227) und der Arbeitsgruppe für die Frage der Diskriminierung von Frauen im Recht und in der Praxis über die Diskriminierung von Frauen in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit (siehe A/HRC/32/44, Ziff. 45-47).

17. While attention to the sexual and reproductive health and rights of girls and women with disabilities increased following the Programme of Action of the International Conference on Population and Development of 1994 and the Beijing Declaration and Platform for Action of 1995, it is in the Convention on the Rights of Persons with Disabilities that States and the international human rights system restated their commitment to promote and protect the rights of girls and young women with disabilities in that area. For example, the Committee on Economic, Social and Cultural Rights issued a general comment on the right to sexual and reproductive health with specific references to persons with disabilities, including accessibility and reasonable accommodation.¹² The Committee on the Elimination of Discrimination against Women and the Committee on the Rights of the Child have also highlighted the importance of ensuring sexual and reproductive health services and ending sexual violence and harmful practices against women and girls with disabilities.¹³ The special procedures of the Human Rights Council have also addressed the issue of sexual and reproductive health and rights of girls with disabilities, including recent reports by the Special Rapporteur on the right of everyone to the enjoyment of the highest attainable standard of physical and mental health with regard to the rights of adolescents (see A/HRC/32/32, paras. 86 and 94), the Special Rapporteur on torture and other cruel, inhuman or degrading treatment or punishment focused on torture in health-care settings (see A/HRC/22/53, paras. 48 and 57-70), the Special Rapporteur on violence against women, its causes and consequences, with regard to violence against women with disabilities (A/67/227) and the Working Group on the issue of discrimination against women in law and in practice focused on the issue of discrimination against women with regard to health and safety (see A/HRC/32/44, paras. 45-47).

III. Herausforderungen in Bezug auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen

III. Challenges of sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities

A. Stigmatisierung und Klischees

A. Stigma and stereotypes

18. Stigmatisierung und Klischees tragen erheblich zur Einschränkung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen bei.14 Die Sexualität von Menschen mit Behinderungen gilt gemeinhin als Tabuthema. Wenn es darum geht, dieses Thema mit ihnen zu besprechen, sind Angehörige, Lehrkräfte und Anbieter von Gesundheitsleistungen für gewöhnlich beklommen und unsicher und nicht entsprechend geschult.15 Außerdem herrscht die Annahme vor, dass Menschen mit Behinderungen und insbesondere Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen entweder asexuell oder hypersexuell sind.16 Diese Stigmen sind für Menschen mit geistigen und psychosozialen Behinderungen besonders stark. Praxisstudien belegen jedoch, dass junge Menschen mit Behinderungen in Bezug auf Sexualität, Beziehungen und Identität dieselben Anliegen und Bedürfnisse haben und ähnliche Sexualverhaltensmuster aufweisen wie Gleichaltrige.17

18. Stigma and stereotypes play a significant role in limiting the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities.¹⁴ The sexuality of persons with disabilities is usually considered a taboo topic. Relatives, teachers and health-care providers are generally anxious, untrained and unconfident about discussing sexuality with them.¹⁵ Moreover, there is a prevalent assumption that persons with disabilities, particularly girls and young women with disabilities, are either asexual or hypersexual.¹⁶ Those stigmas are particularly strong in the cases of persons with intellectual and psychosocial disabilities. Empirical studies show, however, that young people with disabilities have the same concerns and needs with regard to sexuality, relationships and identity as their peers, and have similar patterns of sexual behaviour.¹⁷

19. Auf Geschlecht und Behinderung beruhende Klischees führen oft zur strukturellen oder systemischen Diskriminierung von Frauen mit Behinderungen, insbesondere beim Streben nach sexueller und reproduktiver Gesundheit und bei der Ausübung ihrer sexuellen und reproduktiven Rechte.18 Stigmatisierung und falsche Vorstellungen zu Behinderung und Sexualität können schwerwiegende negative Auswirkungen auf das Leben von Frauen mit Behinderungen haben und dazu führen, dass sie ihrer Selbstbestimmung beraubt und wie Kinder behandelt werden. Die erlebten Vorurteile beeinträchtigen ihr Selbstwertgefühl und geben ihnen ein Gefühl von Unsicherheit und sozialer Isolation.19 Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen wird weder zugestanden, dass sie Informationen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre entsprechenden Rechte und die verfügbaren Dienstleistungen benötigen, noch dass sie in der Lage sind, Entscheidungen über ihr Sexualleben und ihr generatives Verhalten zu treffen. Da viele Mädchen und junge Frauen mit schwereren Beeinträchtigungen zu Hause oder in Institutionen leben und oft vollständig von anderen abhängig sind oder kontrolliert werden, wird ihnen außerdem, ob vorsätzlich oder nicht, die volle Wahrnehmung ihrer Autonomie und Privatsphäre vorenthalten. Daher fehlen vielen Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen das Grundwissen und die Unterstützung, um sich vor sexuellem Missbrauch, ungewollter Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Infektionen schützen zu können, und das Rüstzeug dafür, fundierte Entscheidungen über ihren eigenen Körper, ihre Gesundheit und ihr Leben zu treffen.20

19. Stereotypes based on gender and disability often lead to structural or systemic discrimination against women with disabilities, in particular when exercising their sexual and reproductive health and rights.¹⁸ Stigma and misconceptions about disability and sexuality can have a profound negative impact on their lives and can lead to their disempowerment and infantilization. The nature of the prejudice experienced affects their self-esteem, making them feel insecure and socially isolated.¹⁹ Girls and young women with disabilities are neither seen to be in need of information about their sexual and reproductive health and rights and available services, nor seen as competent to make decisions about their sexual and reproductive lives. Moreover, as many girls and young women with more severe impairments live at home or in institutions, often completely dependent on or controlled by others, they are denied the full exercise of their autonomy and privacy, whether that is intentional or not. Consequently, many girls and young women with disabilities lack the basic knowledge and support required to protect themselves from sexual abuse, unwanted pregnancy and sexually transmitted infections, and are not equipped to make informed decisions about their own bodies, health and lives.²⁰

20. Auch vorherrschende patriarchalische Rollenbilder der Frau in erster Linie als Ehefrau und Mutter hindern Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen daran, in Bezug auf Sexualität und Fortpflanzung ein gesundes Leben zu führen. Weil oft angenommen wird, dass Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen weder Ehepartnerinnen noch Mütter oder Betreuerinnen werden beziehungsweise werden können, wird ihnen in der Familie oft weniger Aufmerksamkeit als anderen Familienmitgliedern entgegengebracht und damit die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verstärkt.21 Auf ähnliche Weise belastet das vorherrschende gesellschaftliche Schönheitsideal viele Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, die sich selbst als unattraktiv und unwürdig wahrnehmen. Das Vorherrschen solcher Modelle und Sichtweisen kann tiefgreifende Auswirkungen auf Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen haben, weil sie sich unter Umständen außerstande sehen, diesen Modellen und Sichtweisen gerecht zu werden, und so ein Kreislauf aus niedrigen Erwartungen und Abwertung durch Familie und Gesellschaft entsteht, der schwer zu durchbrechen ist. Manche jungen Frauen mit Behinderungen geben an, dass sie das Stigma ihrer Behinderung dazu treibt, Partner zu akzeptieren, die sie misshandeln könnten.22

20. Dominant patriarchal assumptions of a woman’s role as primarily that of a wife and mother also hinder girls and young women with disabilities from living healthy sexual and reproductive lives. Because girls and young women with disabilities are perceived to be less likely to become, or be capable of becoming, spouses, mothers or caregivers, families often pay less attention to them than to other family members, thereby deepening gender inequalities.²¹ Likewise, the prevalent societal idea of beauty affects many girls and young women with disabilities, who see themselves as unattractive and unworthy. The prevalence of such models and views can have a deeply rooted impact on girls and young women with disabilities, as they may perceive themselves as incapable of fulfilling those models and views, creating a hard-to-break cycle of low expectations and relegation by their families and society. Some young women with disabilities report that stigma about disability makes them willing to accept a partner who might mistreat them.²²

21. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, die historisch benachteiligten oder diskriminierten Gruppen angehören, beispielsweise indigenen Völkern, religiösen und ethnischen Minderheiten, armen oder ländlichen Bevölkerungsgruppen, oder die Migrantinnen oder Flüchtlinge oder lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen sind, erfahren bei der Wahrnehmung ihrer sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte mehrfache und sich überlagernde Formen der Diskriminierung. Indigene Mädchen und Frauen mit Behinderungen sind beispielsweise stärker gefährdet, Opfer von Frühverheiratung, sexueller Gewalt und ungewollter Schwangerschaft zu werden.23 Mädchen mit Behinderungen, insbesondere geistigen Behinderungen, stoßen auch bei der Geltendmachung ihrer sexuellen Orientierung auf erhebliche Hindernisse, weil Eltern und Vormunde ihre Sichtweisen häufig ablehnen und unterdrücken.24

21. Girls and young women with disabilities belonging to groups that have been historically disadvantaged or discriminated against, such as indigenous peoples, religious and ethnic minorities, poor or rural populations, migrants and refugees, and lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex persons, experience multiple and intersectional forms of discrimination in the exercise of their sexual and reproductive health and rights. For example, indigenous girls and women with disabilities face a higher risk of experiencing early marriage, sexual violence and unwanted pregnancy.²³ Girls with disabilities, particularly those with intellectual disabilities, also encounter significant barriers to asserting their sexual orientation because parents and guardians often deny and supress their views.²⁴

22. Mädchen und junge Frauen, die mehrfache Beeinträchtigungen haben, die gehörlos, taubblind, autistisch oder leprakrank sind oder geistige oder psychosoziale Behinderungen haben, sind verschärften Formen von Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt. So sind Mädchen und junge Frauen mit geistigen Behinderungen aufgrund der verbreiteten Meinung, sie seien nicht in der Lage, Sexualität und ihren eigenen Körper zu verstehen, sowie aufgrund der Angst ihrer Angehörigen, verantwortlich gemacht zu werden, wenn sie ihnen erlauben, sexuell aktiv zu sein, übermäßiger Überwachung und Kontrolle ausgesetzt. Darüber hinaus sind Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, insbesondere Albinismus, in manchen Ländern aufgrund des Irrglaubens, dass Geschlechtsverkehr mit ihnen HIV/Aids heilen könne, stärker von sexueller Gewalt bedroht (siehe A/71/255, Ziff. 17).

22. Girls and young women with multiple impairments and those who are deaf, deaf-blind, autistic or have leprosy or an intellectual or psychosocial disability, experience aggravated forms of stigma and discrimination. For example, the pervasive view that girls and young women with intellectual disabilities lack the capacity to understand sexuality and their own bodies, as well as the fear of their relatives of being held responsible for allowing their sexual activity, puts those girls and young women under excessive monitoring and control. Furthermore, in some countries, girls and young women with disabilities, especially those with albinism, are at heightened risk of sexual violence owing to the myth that having sex with them can cure HIV/AIDS (see A/71/255, para. 17).

B. Barrieren beim Zugang zu Informationen und Dienstleistungen im Zusammenhang mit sexueller und reproduktiver Gesundheit und den entsprechenden Rechten

B. Barriers to accessing information and services on sexual and reproductive health and rights

23. Viele Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen haben keinen Zugang zu Informationen und Aufklärung über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte und damit verbundene Dienstleistungen. Mehrere Studien haben ergeben, dass junge Menschen mit Behinderungen, insbesondere Mädchen und junge Frauen mit geistigen Behinderungen, über wenig Sexualbildung und Wissen in Bezug auf sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte verfügen, einschließlich Aufklärung über HIV-Prävention und -Übertragung.25 Mangelnde Inklusivität in der Bildung hindert Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen am Zugang zu umfassender Sexualerziehung, da diese Programme in der Sonderschulerziehung meist nicht angeboten werden. Darüber hinaus wird eine umfassende Sexualerziehung nicht immer in barrierefreien Formaten und alternativen Sprachen angeboten und geht sehr oft nicht auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ein.26 Stigmen und Klischees in Bezug auf weibliche Sexualität können auch dazu führen, dass Eltern, Vormunde und Lehrkräfte Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen von den bestehenden umfassenden Sexualerziehungsprogrammen ausschließen.27 Es mangelt generell an Anleitung für Familien und Lehrkräfte, wie sie mit Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen über Sexualität und Gleichberechtigung sprechen können.

23. Many girls and young women with disabilities do not have access to information and education about sexual and reproductive health and rights and related services. Several studies found that youth with disabilities, especially girls and young women with intellectual disabilities, have low levels of sexuality education and sexual and reproductive health and rights knowledge, including information with regard to the prevention and transmission of HIV.²⁵ The lack of inclusive education prevents girls and young women with disabilities from accessing comprehensive sexuality education, as those programmes are usually not available in special education settings. In addition, comprehensive sexuality education is not always delivered in accessible formats and alternative languages, and very often it does not address disability-specific needs.²⁶ Stigma and stereotypes about female sexuality can also lead to the exclusion of girls and young women with disabilities from existing comprehensive sexuality education programmes by their parents, guardians and teachers.²⁷ There is a general lack of guidance for families and teachers on how to talk about sexuality and equality with girls and young women with disabilities.

24. Zudem sind in vielen Teilen der Welt Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen oft gänzlich vom Bildungssystem ausgeschlossen oder anderweitig zu Hause oder in Institutionen von ihren Gemeinschaften isoliert und haben keinerlei Zugang zu Sexualerziehung. Das Fehlen eines gleichgestellten Zugangs zu inklusiver und hochwertiger Bildung betrifft insbesondere Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen in Konflikt- und Postkonfliktsituationen oder anderen humanitären Notlagen, insbesondere wenn sie Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Migrantinnen oder Asylsuchende sind, wenn ihnen in Krankenhäusern, Unterbringungseinrichtungen, Jugend- oder Vollzugsanstalten die Freiheit entzogen ist, oder wenn sie obdachlos sind oder in Armut leben. Mädchen und junge Frauen in derartigen Situationen laufen verstärkt Gefahr, Opfer von körperlichem oder sexuellem Missbrauch zu werden und sich sexuell übertragbare Infektionen zuzuziehen.28

24. Furthermore, in many parts of the world, girls and young women with disabilities are often entirely excluded from the education system, or otherwise isolated from their communities at home or in institutions, and are without any access to sexuality education. The lack of equal access to inclusive and quality education affects, in particular, girls and young women with disabilities in conflict, post-conflict or other humanitarian situations, especially those who are refugees, internally displaced, migrants or asylum seekers; deprived of their liberty in hospitals, residential institutions, juvenile or correctional facilities; or homeless or living in poverty. Girls and young women in such situations are at heightened risk of being subjected to physical or sexual abuse and contracting sexually transmitted infections.²⁸

25. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen haben oft nur eingeschränkten Zugang zu sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung. Verbreitete Barrieren für den Zugang zu dieser Versorgung sind unter anderem eine ablehnende oder feindselige Haltung seitens der Anbieter von Gesundheitsleistungen, fehlende Barrierefreiheit beim Zugang zu Gebäuden und Ausstattung (z. B. Untersuchungstische und Diagnosegeräte), mangelnde Verfügbarkeit von Informationen in barrierefreien Formaten (z. B. Brailleschrift oder einfache Sprache), Kommunikationsbarrieren (z. B. wenn die Anbieter von Gesundheitsleistungen nicht darin geschult sind, mit jungen Frauen und Mädchen mit geistigen Behinderungen zu kommunizieren, oder die Gebärdensprache nicht beherrschen), Angehörige und Betreuungspersonen, die den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen kontrollieren, fehlende barrierefreie Transportmöglichkeiten zur Inanspruchnahme von Diensten, die für Dienstleistungen anfallenden Kosten und die Isolation von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen in Institutionen, Lagern, bei der Familie oder in Wohngruppen. Darüber hinaus geben viele Frauen und Mädchen mit Behinderungen an, dass die gynäkologische Versorgung ihren besonderen Bedürfnissen und Erwartungen nicht gerecht wird.29

25. Girls and young women with disabilities frequently have limited access to sexual and reproductive health-care services. Common barriers to accessing those services include negative and hostile attitudes among service providers; the absence of physical accessibility with regard to buildings and equipment (e.g., exam tables and diagnostic equipment); the lack of information in accessible formats (e.g., in Braille or plain language); communication barriers (e.g., the lack of training for service providers on communicating with young women and girls with intellectual disabilities and the inability to use sign language); relatives and caregivers acting as gatekeepers to information and services; the lack of accessible transportation to or from services; the affordability of services; and the isolation of girls and young women with disabilities in institutions, camps, family homes or group homes. Moreover, many women and girls with disabilities report that their specific needs and expectations are not met by gynaecological services.²⁹

26. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen stehen bei der Menstruationshygiene besonderen Herausforderungen gegenüber. Fehlen in den Schulen geeignete sanitäre Einrichtungen wie getrennte, barrierefreie und geschützte Toiletten, so beeinträchtigt dies zusätzlich zu einem Mangel an Aufklärung, Ressourcen und Unterstützung im Bereich der Menstruationshygiene ihre Fähigkeit, diese Hygiene entsprechend zu wahren, und macht sie besonders anfällig für Krankheiten.30 In der Folge bleiben viele Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen zu Hause oder werden in Sonderschulen geschickt, wodurch sie erst recht von einer umfassenden Sexualerziehung ausgeschlossen sind.

26. Girls and young women with disabilities face unique challenges with regard to the management of menstrual hygiene. The absence of appropriate sanitation facilities in schools, including separate, accessible and sheltered toilets, in addition to the lack of education, resources and support for menstrual hygiene, compromise their ability to properly manage their hygiene and make them especially prone to diseases.³⁰ Consequently, many girls and young women with disabilities stay at home or are sent to special schools, reinforcing their exclusion from comprehensive sexuality education.

27. Die Prävalenz sexuell übertragbarer Infektionen unter jungen Menschen mit Behinderungen, einschließlich Mädchen und junger Frauen mit Behinderungen, ist ein Problem. Es ist belegt, dass das Risiko einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen verglichen mit anderen Jugendlichen ähnlich hoch oder höher ist, dass aber die Ansteckungsraten für Mädchen mit Behinderungen höher sind als die für Jungen mit Behinderungen.31 Jugendliche mit Behinderungen, einschließlich Mädchen, erhalten jedoch seltener Informationen über die HIV/Aids-Prävention oder Kondome oder andere Mittel zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten. Daten lassen etwa darauf schließen, dass Jugendliche mit Behinderungen (Männer und Frauen) seltener auf HIV getestet werden als die Gesamtbevölkerung.32 Allgemein zählen Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen nicht zur Zielgruppe von Präventionskampagnen für sexuell übertragbare Infektionen oder Krebserkrankungen. Für gehörlose oder taubblinde Menschen, die traditionell von allen Masseninformationen ausgeschlossen sind, ist dieses Problem besonders ernst.

27. The prevalence of sexually transmitted infections among youth with disabilities, including girls and young women with disabilities, is of concern. Evidence shows that children and youth with disabilities have a similar or increased risk for contracting sexually transmitted infections compared with other youth, while girls with disabilities experience higher rates than boys with disabilities.³¹ However, youth with disabilities, including girls, are less likely to receive information about the prevention of HIV/AIDS or to be given condoms or other methods to prevent sexually transmitted diseases. Evidence suggests, for example, that HIV testing is lower among youth with disabilities (men and women) than among the general population.³² Generally, girls and young women with disabilities are not the target of prevention campaigns on sexually transmitted infections and cancers. The issue is particularly serious for those who are deaf or deaf-blind, who are traditionally excluded from all mainstream information.

28. Die weit verbreitete Fehlannahme, dass Jugendliche, ob mit oder ohne Behinderungen, nicht in der Lage sind, autonome Entscheidungen über ihre eigene Gesundheitsversorgung zu treffen, stellt für Mädchen und junge Frauen mit und ohne Behinderung ein bedeutendes Hindernis beim Zugang zu sexual- und reproduktionsmedizinischen Informationen und Dienstleistungen dar. In vielen Staaten ist die Fähigkeit junger Menschen, autonome Entscheidungen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre entsprechenden Rechte zu treffen, dadurch gesetzlich eingeschränkt, dass die Eltern vor der Bereitstellung von Informationen oder Diensten benachrichtigt werden oder einwilligen müssen oder dass Anbieter von Gesundheitsleistungen Heranwachsenden reproduktionsmedizinische Informationen, Produkte und Dienstleistungen verweigern dürfen. Darüber hinaus können viele volljährige junge Frauen mit Behinderungen wegen gesetzlicher Einschränkungen ihrer Rechtsfähigkeit aufgrund der Behinderung und wegen falscher Vorstellungen über ihre vermeintlich eingeschränkten Fähigkeiten keine autonomen Entscheidungen über ihre sexual- und reproduktionsmedizinische Versorgung treffen. Diese einschränkenden Umstände stellen für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, insbesondere für diejenigen, die Hilfe benötigen, um ihren Willen und ihre Präferenzen kundzutun, ein unüberwindbares Hindernis dar, da diese Hilfe normalerweise von der Familie bereitgestellt wird. Folglich haben Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen in vielen Fällen keine Kontrolle über ihr eigenes Sexualleben und ihr generatives Verhalten, weil unter dem bevormundenden Vorwand ihres eigenen Wohls Entscheidungen für sie getroffen werden (siehe A/67/227, Ziff. 36). Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen den Zugang zu sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung zu verwehren, ist eine Form von Gewalt, die sie überdies der Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft, der Frühverheiratung und des Schulabbruch aussetzt.

28. The pervasive misconception that adolescents, both with and without disabilities, lack the capacity to make autonomous decisions about their own health care is a major barrier to girls and young women with and without disabilities when they attempt to access sexual and reproductive health information and services. Many States legally limit the ability of adolescents to make autonomous choices about their sexual and reproductive health and rights by requiring parental notification or consent prior to the provision of information and services, or by permitting health-care providers to deny reproductive health information, goods and services to adolescents. Moreover, for young women with disabilities over legal age, legislation restricting their legal capacity on the basis of disability and misconceptions about their perceived lack of capacity prevent many of them from making autonomous decisions about sexual and reproductive health-care services. Those restrictive circumstances result in an impenetrable barrier for girls and young women with disabilities, especially for those requiring support to express their will and preferences, since such support is usually provided by the family. Consequently, in many cases, girls and young women with disabilities have no control over their own sexual and reproductive lives, as decisions are taken for them under the paternalistic guise of “for their own good” (see A/67/227, para. 36). Denying access to sexual and reproductive health care to girls and young women with disabilities is a form of violence, which also exposes them to the risks of unwanted pregnancy, early marriage and school dropout.

C. Schädliche Praktiken und Zwangspraktiken

C. Harmful and forced practices

29. Die Zwangssterilisierung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen ist eine auf der ganzen Welt weit verbreitete Menschenrechtsverletzung. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen werden aus verschiedenen Gründen, darunter Eugenik, Menstruationshygiene und Schwangerschaftsverhütung, überdurchschnittlich oft gegen ihren Willen Zwangssterilisierungen unterzogen.33 Für Frauen mit geistigen oder psychosozialen Behinderungen und für in Institutionen untergebrachte Frauen sind Zwangssterilisierungen eine besondere Gefahr. Trotz der begrenzten Daten zur aktuellen Praxis geht aus Studien hervor, das die Sterilisierung von Frauen und Mädchen mit Behinderungen nach wie vor weit verbreitet ist und dass ihre Sterilisierungsrate bis zu dreimal höher liegt als bei der Gesamtbevölkerung.34

29. The forced sterilization of girls and young women with disabilities represents a widespread human rights violation across the globe. Girls and young women with disabilities are disproportionately subjected to forced and involuntary sterilization for different reasons, including eugenics, menstrual management and pregnancy prevention.³³ Women with intellectual and psychosocial disabilities, as well as those placed in institutions, are particularly vulnerable to forced sterilization. Despite the limited data on current practices, studies show that the sterilization of women and girls with disabilities continues to be prevalent, and up to three times higher than the rate for the general population.³⁴

30. Während die Menschenrechtsübereinkünfte, -mechanismen und -einrichtungen der Vereinten Nationen anerkannt haben, dass die Zwangssterilisierung von Menschen mit Behinderungen Diskriminierung, eine Form von Gewalt und Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung darstellt35, ist diese Praxis in vielen Ländern nach wie vor rechtmäßig und wird vorgenommen.36 Viele Rechtssysteme weltweit erlauben es Richterinnen und Richtern, Gesundheitsfachkräften, Familienmitgliedern und Vormunden, im Namen von Menschen mit Behinderungen, insbesondere Mädchen mit Behinderungen, die unter der gesetzlichen Vormundschaft ihrer Eltern stehen, in eine Sterilisierung „zu ihrem Wohl“ einzuwilligen. Der Eingriff wird häufig als sogenannte Vorsichtsmaßnahme durchgeführt, weil Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen besonders durch sexuellen Missbrauch gefährdet sind, und unter der falschen Annahme, dass Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, die als „für die Mutterschaft untauglich erachtet werden“, durch die Sterilisierung frei von den „Belastungen“ durch eine Schwangerschaft ihre Lebensqualität verbessern können.37 Eine Sterilisierung schützt sie jedoch weder vor sexueller Gewalt oder sexuellem Missbrauch, noch enthebt sie den Staat seiner Pflicht, sie vor derartigem Missbrauch zu schützen.38 Die Zwangssterilisierung ist ein unannehmbarer Eingriff mit lebenslangen Auswirkungen auf die körperliche und seelische Unversehrtheit von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen und muss umgehend beseitigt und unter Strafe gestellt werden.

30. While United Nations human rights instruments, mechanisms and agencies have recognized that the forced sterilization of persons with disabilities constitutes discrimination, a form of violence, torture and other cruel, inhuman or degrading treatment,³⁵ the practice is still legal and applied in many countries.³⁶ Across the globe, many legal systems allow judges, health-care professionals, family members and guardians to consent to sterilization procedures on behalf of persons with disabilities as being in their “best interest”, particularly for girls with disabilities who are under the legal authority of their parents. The practices are often conducted on a purported precautionary basis because of the vulnerability of girls and young women with disabilities to sexual abuse, and under the fallacy that sterilization would enable girls and young women with disabilities who are “deemed unfit for parenthood” to improve their quality of life without the “burden” of a pregnancy.³⁷ However, sterilization neither protects them against sexual violence or abuse nor removes the State’s obligation to protect them from such abuse.³⁸ Forced sterilization is an unacceptable practice with lifelong consequences on the physical and mental integrity of girls and young women with disabilities that must be immediately eradicated and criminalized.

31. Zwangsverhütung und Zwangsabtreibung zählen ebenfalls zu den medizinischen Verfahren oder Eingriffen, die oft ohne die freie Einwilligung nach vorheriger Aufklärung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen durchgeführt werden. Verhütung wird oft auf Betreiben von Gesundheitsfachkräften oder Eltern zur Menstruationskontrolle angewandt.39 Während Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen in Bezug auf Verhütung dieselben Bedürfnisse haben wie Mädchen und junge Frauen ohne Behinderungen, erfolgt die Verhütung bei ihnen öfter durch Injektion oder Intrauterinpessar anstatt oral, weil dies für Angehörige und Dienstleister eine geringere Belastung bedeutet.40 Darüber hinaus werden Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen oft unter Druck gesetzt, eine Schwangerschaft abzubrechen, weil negative Klischees ihnen elterliche Fähigkeiten absprechen und die eugenisch motivierte Befürchtung angeborener Behinderungen beim Kind besteht.41 Auf ihren offiziellen Länderbesuchen erhielt die Sonderberichterstatterin Informationen über obligatorische regelmäßige gynäkologische Untersuchungen und Zwangsabtreibungen in Institutionen als Mittel zur Eindämmung der Belegzahl.42

31. Other medical procedures or interventions that are often performed without the free and informed consent of girls and young women with disabilities include forced contraception and forced abortion. Contraception is often used to control menstruation at the request of health professionals or parents.³⁹ Moreover, while the contraceptive needs of girls and young women with disabilities are the same as those without disabilities, they receive contraception more often by way of injection or through intrauterine devices rather than orally, as it is less burdensome for families and service providers.⁴⁰ In addition, girls and young women with disabilities are frequently pressured to end their pregnancies owing to negative stereotypes about their parenting skills and eugenics-based concerns about giving birth to a child with disabilities.⁴¹ During official country visits, the Special Rapporteur has received information about compulsory regular gynaecological checks and the use of forced abortion in institutions as a way to contain the institution’s population.⁴²

32. Es gibt eine besorgniserregende und wachsende Zahl von Fällen chirurgischer Eingriffe und Hormonbehandlungen, die darauf gerichtet sind, das Wachstum von Mädchen und jungen Frauen mit schweren Beeinträchtigungen zu hemmen. So wird Hysterektomie beispielsweise als wirksames Mittel angesehen, um Menstruationspflege zu vermeiden42, und mit der diskriminierenden Annahme gerechtfertigt, dass Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen die Schmerzen und Beschwerden und das Trauma der Menstruation nicht ertragen könnten – ein Argument, das auf Mädchen und junge Frauen ohne Behinderungen nicht angewandt wird. Auch Östrogenbehandlungen werden immer häufiger als „Therapie zur Wachstumskontrolle“ eingesetzt, um den Eintritt der Mädchen in die Pubertät aufzuhalten und ihre endgültige Körpergröße und ihr endgültiges Gewicht zu reduzieren und so die Pflege zu erleichtern.43 Diese Praktiken stellen schwere Menschenrechtsverletzungen dar, die weit über eine Bevormundung und Infantilisierung hinausgehen; sie geben den Interessen der Betreuungspersonen Vorrang und schädigen und verweigern gleichzeitig die Menschenwürde und die Unversehrtheit der Person. Wie der Ausschuss für die Rechte des Kindes betont hat, kann eine Auslegung im Sinne des Kindeswohls nicht zur Rechtfertigung von Praktiken verwendet werden, die mit der Menschenwürde und dem Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes in Konflikt stehen.44 Das Wachstum eines Mädchens zu hemmen, ist keinesfalls eine angemessene Reaktion auf die mangelnde Unterstützung, mit der Familienangehörige konfrontiert sind, wenn sie Mädchen mit Behinderungen Hilfe leisten.

32. There is a worrisome and growing number of cases of surgical procedures and hormonal treatments intended to inhibit the growth of girls and young women with severe impairments. Hysterectomy, for example, is regarded as an effective way to avoid menstruation management,42 and it is justified on the discriminatory presumption that girls and young women with disabilities cannot handle the pain, discomfort and trauma of menstruation — an argument not applicable to girls and women without disabilities. Oestrogen treatment is also being increasingly administered for “growth-attenuation therapy”, aiming to inhibit girls’ entry into puberty and reduce their final height and weight in order to facilitate care.⁴³ Those practices constitute gross human rights violations that go well beyond patronizing and infantilizing; they prioritize the interests of caregivers to the detriment and denial of a person’s dignity and integrity. As the Committee on the Rights of the Child has emphasized, the interpretation of a child’s best interests cannot be used to justify practices that conflict with the child’s human dignity and right to physical integrity.⁴⁴ Stunting a girl’s growth does not represent, by any means, an appropriate response to the lack of support that families may encounter in providing assistance to their girls with disabilities.

33. Auch werden Mädchen mit Behinderungen in Regionen und Gemeinschaften, die Kinderheirat praktizieren, mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Verheiratung angeboten. Familien sind tatsächlich eher geneigt, Mädchen mit Behinderungen zur Ehe zu zwingen, weil sie meinen, dass dies langfristig die Sicherheit und den Schutz ihrer Kinder gewährleistet.45 Darüber hinaus hat der Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen die Praxis der Verstümmelung weiblicher Genitalien nachdrücklich verurteilt, die Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen in einigen Ländern trifft.46

33. Girls with disabilities are also likely to be proposed for marriage in regions and communities where child marriage occurs. Indeed, families are more prone to force girls with disabilities into marriage because they see it as a way to ensure long-term security and protection for their children.⁴⁵ In addition, the Committee on the Rights of Persons with Disabilities has strongly condemned the practice of female genital mutilation affecting girls and women with disabilities in a number of countries.⁴⁶

D. Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen

D. Sexual and gender-based violence against girls and young women
with disabilities

34. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen sind von verschiedenen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt unverhältnismäßig stark betroffen, darunter körperlicher, sexueller, psychologischer und emotionaler Missbrauch, Mobbing, Nötigung, willkürliche Freiheitsentziehung, Unterbringung in Institutionen, Tötung weiblicher Neugeborener, Menschenhandel, Vernachlässigung, häusliche Gewalt und schädliche Praktiken wie Kinderheirat und Zwangsheirat, Verstümmelung weiblicher Genitalien, Zwangssterilisierung und invasive und irreversible unfreiwillige Behandlungen (siehe A/HRC/20/5, Ziff. 12-27). Viele dieser Gewaltformen sind die Folge eines Zusammenspiels der Faktoren Behinderung und Geschlecht und können sich ereignen, während Mädchen oder junge Frauen mit Behinderungen ihrer täglichen Körperpflege nachgehen, einer Behandlung unterzogen werden oder übermedikamentiert sind. Geschlechtsspezifische Gewalt findet zu Hause, in Institutionen, Schulen, Gesundheitseinrichtungen und anderen öffentlichen und privaten Räumlichkeiten statt, und die Tatverantwortlichen sind häufig Familienangehörige, Betreuungspersonen oder Fachkräfte, auf die das Mädchen oder die junge Frau möglicherweise angewiesen ist.

34. Girls and young women with disabilities are disproportionately affected by different forms of gender-based violence, including physical, sexual, psychological and emotional abuse; bullying; coercion; arbitrary deprivation of liberty; institutionalization; female infanticide; trafficking; neglect; domestic violence; and harmful practices such as child and forced marriage, female genital mutilation, forced sterilization and invasive and irreversible involuntary treatments (see A/HRC/20/5, paras. 12-27). Many of those forms of violence are a consequence of the intersection between disability and gender, and might happen while a girl or young woman with disabilities performs daily hygiene, receives treatment or is overmedicated. Gender-based violence occurs at home, in institutions, in schools, in health centres and in other public and private facilities, and perpetrators are frequently relatives, caregivers and professionals on whom the girl or young woman may depend.

35. Es gibt stichhaltige Beweise für sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen. Im Vergleich zu Mädchen und jungen Frauen ohne Behinderungen und im Vergleich zu Jungen und jungen Männern mit Behinderungen sind sie, wie Studien aus aller Welt belegen, stärker durch Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung gefährdet.47 Insgesamt werden Kinder mit Behinderungen fast viermal so häufig Opfer von Gewalt wie Kinder ohne Behinderungen.48 Das Risiko liegt jedoch für gehörlose, blinde oder autistische Mädchen, Mädchen mit psychosozialen oder geistigen Behinderungen und Mädchen mit mehrfachen Beeinträchtigungen durchgängig höher.49 Auch die Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen oder sexuellen Minderheit sowie Armut erhöhen das Risiko eines sexuellen Missbrauchs von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen.50 Humanitäre Krisen und Konflikt- und Postkonfliktsituationen bergen für Mädchen mit Behinderungen eine zusätzliche Gefährdung durch sexuelle Gewalt und Menschenhandel.

35. Evidence on sexual and gender-based violence against girls and young women with disabilities is robust. Studies from across the globe show that they are at increased risk of violence, abuse and exploitation compared with those without disabilities, and with boys and young men with disabilities.⁴⁷ Overall, children with disabilities are almost four times more likely to experience violence than children without disabilities.⁴⁸ However, the risk is consistently higher in the case of deaf, blind and autistic girls, girls with psychosocial and intellectual disabilities and girls with multiple impairments.⁴⁹ Belonging to a racial, religious or sexual minority, or being poor, also increases the risk factor for sexual abuse for girls and young women with disabilities.⁵⁰ Humanitarian crises and conflict and post-conflict settings generate additional risks of sexual violence and trafficking that affect girls with disabilities.

36. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen stehen auch erheblichen Herausforderungen gegenüber, wenn sie versuchen, Zugang zu Justiz, Präventionsmechanismen und Diensten nach sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt zu erlangen. Sexuelle Nötigung wird oft nicht gemeldet, und noch öfter, wenn das Opfer eine Behinderung hat.51 Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen sehen sich bei der Meldung von Missbrauch zahlreichen Herausforderungen gegenüber, wie etwa der Gefahr, von zu Hause weg und in eine Institution gebracht zu werden, Stigmatisierung, Ängsten bezüglich Alleinerziehung und Sorgerechtsverlust, fehlenden oder nicht barrierefreien Gewaltpräventionsprogrammen und -einrichtungen, der Angst, Hilfsmittel und anderweitige Unterstützung zu verlieren, und der Angst vor Vergeltung und weiterer Gewalt durch diejenigen, von denen sie emotional wie finanziell abhängig sind (siehe A/67/227, Ziff. 59). Wenn sie als Überlebende sexueller Gewalt den Missbrauch melden oder Unterstützung oder Schutz bei Justiz- oder Strafverfolgungspersonal, Lehrkräften, Gesundheitsfachkräften, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern und anderen suchen, kommt besonders bei Mädchen und Frauen mit geistigen Behinderungen hinzu, dass ihre Aussage im Allgemeinen als nicht glaubwürdig eingestuft wird und ihnen daher die Zeugentüchtigkeit abgesprochen wird und somit die Tatverantwortlichen einer strafrechtlichen Verfolgung entgehen.52

36. Girls and young women with disabilities also encounter significant challenges when attempting to access justice, prevention mechanisms and response services for sexual and gender-based violence. Sexual assault is often underreported, and even more so when the individual has a disability.⁵¹ Girls and young women with disabilities face numerous challenges when reporting abuses, such as the risk of being removed from their homes and institutionalized; stigmatization; fears with regard to single parenthood or losing child custody; the absence or inaccessibility of violence prevention programmes and facilities; the fear of the loss of assistive devices and other supports; and the fear of retaliation and further violence by those on whom they are both emotionally and financially dependent (see A/67/227, para. 59). In addition, when, as survivors of sexual violence, they report the abuse or seek assistance or protection from judicial or law enforcement officials, teachers, health professionals, social workers or others, their testimony, especially that of girls and women with intellectual disabilities, is generally not considered credible, and they are therefore disregarded as competent witnesses, resulting in perpetrators avoiding prosecution.⁵²

37. Physische Barrieren und Kommunikationsbarrieren im Justizsystem behindern den Zugang zur Justiz für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen und beeinträchtigen ihre Fähigkeit, Abhilfe zu fordern und zu erlangen. Zu diesen Barrieren gehören fehlende Barrierefreiheit und das Fehlen angemessener verfahrensbezogener Vorkehrungen wie Gebärdensprachdolmetschung, alternative Kommunikationsformen und alters- und geschlechtersensible Unterstützungsdienste. Wenn etwa keine Gebärdensprachdolmetschung zur Verfügung gestellt wird, kann das die Erfolgschancen einer gehörlosen Beschwerdeführerin erheblich mindern. Außerdem werten Gerichte aufgrund von Vorurteilen und Klischees die Aussagen von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen in Fällen sexueller Nötigung gewöhnlich ab, beispielsweise indem sie in Frage stellen, ob Mädchen und junge Frauen mit geistigen Behinderungen in der Lage sind, den Zeugeneid zu verstehen, und so weit gehen, dass sie die Aussage blinder Zeuginnen diskreditieren, weil diese nicht „in der Lage sind“, die Ereignisabfolge zu kennen/wahrzunehmen. Gerichte verabsäumen es auch oft, Verfahren kindergerecht zu gestalten und an die besonderen Umstände von Mädchen mit Behinderungen anzupassen, wozu etwa die Bereitstellung und Weitergabe geschlechtersensibler und kindergerechter Informationen zählen.53

37. Physical and communication barriers in the justice system hinder access to justice by girls and young women with disabilities and their ability to seek and obtain redress. The barriers include lack of accessibility and reasonable and procedural accommodations, such as sign language interpretation, alternative forms of communication and support services that are age- and gender-sensitive. For example, the lack of provision of sign language interpretation can significantly limit the chances of success of deaf applicants. Moreover, owing to prejudices and stereotypes, courts commonly discount the testimony of girls and young women with disabilities in sexual assault cases, from questioning whether girls and young women with intellectual disabilities can understand the oath when testifying to discrediting the testimony of blind witnesses because they are not “able” to know/perceive the sequence of events. Courts often also fail to develop child-friendly proceedings adapted to the particular circumstances of girls with disabilities, including the provision and delivery of gender-sensitive and child-friendly information.⁵³

IV. Verwirklichung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen

IV. Implementing sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities

38. Die Staaten können eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen ergreifen, darunter eine Überprüfung der jeweiligen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen, konkrete Maßnahmen in den Bereichen Aufklärung und Information, Zugang zur Justiz, Barrierefreiheit, Nichtdiskriminierung und Teilhabe sowie die Zuweisung zweckgebundener Haushaltsmittel für diese Maßnahmen.

38. States can take a number of measures to improve sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities, including by reviewing their legal and policy frameworks; taking concrete measures in the areas of education and information, access to justice, accessibility, non-discrimination and participation; and by allocating specific budgets for their implementation.

A. Rechtlicher Rahmen

A. Legal framework

39. Die Staaten müssen für einen rechtlichen und regulatorischen Rahmen sorgen, der die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen fördert. Bereits bestehende allgemeine Gesetze und sonstige Vorschriften, die den freien Zugang von Frauen und Mädchen zu sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung beschränken, indem sie zum Beispiel die Einwilligung eines Ehepartners oder Elternteils voraussetzen oder ein Mindestalter vorschreiben, sollten so geändert werden, dass sie den allgemeinen und gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Dienstleistungen auf dem Gebiet der sexuellen und reproduktiven Gesundheit erleichtern.54 Eng gefasste Definitionen des Begriffs der sexuellen Gewalt, einschließlich sexueller Nötigung und Vergewaltigung, sollten daraufhin überprüft werden, dass sie alle Formen der Gewalt umfassen, denen sich Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen ausgesetzt sehen.

39. States must ensure a supportive legislative and regulatory framework for the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities. Existing general laws and regulations that restrict the free access of girls and women to sexual and reproductive health services, including by requiring spousal or parental consent or setting a minimum age, should be amended to facilitate universal and equitable access to sexual and reproductive health information and services.⁵⁴ Narrow definitions of sexual violence, including sexual assault and rape, should be reviewed to include all forms of violence experienced by girls and young women with disabilities.

40. Die Staaten müssen umgehend alle rechtlichen und regulatorischen Bestimmungen aufheben, nach denen es zulässig ist, Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen Verhütungsmittel zu verabreichen und sie Abtreibungen, Sterilisierungen oder anderen chirurgischen Eingriffen zu unterziehen, wenn sie nicht ihre freie Einwilligung nach vorheriger Aufklärung gegeben haben beziehungsweise wenn die Entscheidung von Dritten getroffen wurde. Ferner sollten die Staaten Vorkehrungen erwägen, um die freie und nach vorheriger Aufklärung erfolgende Einwilligung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen bezüglich aller medizinischen Behandlungen zu regeln und einzuholen. So hat Kolumbien kürzlich Vorschriften für die Erbringung sexual- und reproduktionsmedizinischer Dienste für Menschen mit Behinderungen angenommen, die auch Verweise auf die Bereitstellung angemessener Vorkehrungen und Unterstützung bei der Entscheidungsfindung enthalten55. Rechtsvorschriften, nach denen Entscheidungen in Vertretung von Menschen mit Behinderungen und Behandlungen gegen ihren Willen zulässig sind, müssen ebenfalls aufgehoben werden.

40. States must immediately repeal all legislation and regulatory provisions that allow the administration of contraceptives to and the performance of abortion, sterilization or other surgical procedures on girls and young women with disabilities without their free and informed consent, and/or when decided by a third party. Furthermore, States should consider adopting protocols to regulate and request the free and informed consent of girls and young women with disabilities with regard to all medical procedures. Colombia, for example, recently adopted regulations for the delivery of sexual and reproductive health services to persons with disabilities, which include references to the provision of reasonable accommodation and support in decision-making.⁵⁵ Laws permitting substituted decision-making and involuntary treatment of persons with disabilities must also be revoked.

B. Politischer Rahmen

B. Policy framework

41. Die Staaten müssen die Rechte und Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen in allen Politiken und Programmen auf dem Gebiet der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte durchgängig integrieren und berücksichtigen. Viele Staaten verfügen über ein Spektrum an Politiken und Strategien, die konkret auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen beziehungsweise auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte eingehen, die aber für gewöhnlich nicht miteinander verknüpft sind und auch keine Kinder-, Jugend- oder Geschlechterperspektive umfassen. Selbst wenn Politiken und Strategien Menschen mit Behinderungen als besonders schutzbedürftige Gruppen nennen, finden die spezifischen Herausforderungen, denen sich Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen gegenübersehen, generell wenig Beachtung. Die Staaten müssen sicherstellen, dass ihr Gesundheitswesen und die entsprechenden Dienste den spezifischen Bedürfnissen von Heranwachsenden mit Behinderungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit gerecht werden.

41. The rights of and needs of girls and young women with disabilities must be mainstreamed and addressed by States in all policies and programmes on sexual and reproductive health and rights. Many States have a range of policies and strategies that specifically address both the rights of persons with disabilities and sexual and reproductive health and rights, but those are usually disconnected and do not include a child, youth or gender perspective. Moreover, where policies and strategies identify persons with disabilities as key vulnerable groups, there is generally little focus on the specific challenges faced by girls and young women with disabilities. States must ensure that their health-care systems and services meet the specific sexual and reproductive health needs of adolescents with disabilities.

42. Die sexual- und reproduktionsmedizinische Versorgung einschließlich des Zugangs zu Produkten und Medikamenten muss für alle Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen kostenlos oder erschwinglich sein56. Eine allgemeine Gesundheitsversorgung kann ihren Zugang zu hochwertiger sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung verbessern. Sozialschutzsysteme können auch die zusätzlichen Kosten, die Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen beim Zugang zu sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung entstehen, mittragen und Unterstützungsdienste für diejenigen ermöglichen, die ihrer bedürfen (siehe A/70/297, Ziff. 4-9, und A/HRC/34/58, Ziff. 68). Die Staaten müssen außerdem sicherstellen, dass Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen in den Genuss sexual- und reproduktionsmedizinischer Dienste und Programme gleichen Umfangs und gleicher Qualität kommen wie andere Frauen und Mädchen57.

42. Sexual and reproductive health care must be provided for free or at an affordable cost to all girls and young women with disabilities, including access to products and medicines.⁵⁶ Universal health coverage can increase their access to quality sexual and reproductive health care. Social protection systems also help to address the additional costs that girls and young women with disabilities face when accessing sexual and reproductive health care, and to facilitate support services for those who might need it (see A/70/297, paras. 4-9, and A/HRC/34/58, para. 68). States must also ensure that girls and young women with disabilities benefit from the same range and quality of sexual and reproductive health services and programmes as other women and girls.⁵⁷

43. Die Staaten müssen sicherstellen, dass die sexual- und reproduktionsmedizinische Versorgung so nahe wie möglich dort erfolgt, wo Mädchen und Frauen mit Behinderungen leben.58 Aufgrund von Armut, fehlenden barrierefreien und erschwinglichen Beförderungsmitteln und mangelnder Unterstützung stellt die Entfernung zu Gesundheitsversorgungseinrichtungen in ländlichen und abgelegenen Gebieten eine erhebliche Barriere für Menschen mit Behinderungen dar. Die Staaten müssen sicherstellen, dass ihre Strategien für die ländliche Entwicklung auch Maßnahmen zur Erleichterung des Zugangs zu hochwertiger sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung für Mädchen und Frauen mit Behinderungen umfassen, darunter auch gemeindenahe Strategien und mobile Dienste (z. B. mobile Kliniken, Gesundheitsmobile, Telemedizin und Leistungsangebote über Telefon).

43. States must ensure that sexual and reproductive health care is provided as close as possible to the communities where girls and women with disabilities live.⁵⁸ Distance from/to health-care facilities in rural and remote areas constitutes a significant barrier to persons with disabilities owing to poverty, the absence of accessible and affordable transport and the lack of support. States must ensure that their rural development strategies include measures to promote access to quality sexual and reproductive health care for girls and women with disabilities, including community-based strategies and outreach services (e.g., mobile clinics, health caravans, telemedicine and phone-based strategies).

C. Bildung

C. Education

44. Die Staaten müssen für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen im schulischen wie außerschulischen Bereich eine umfassende und nichtdiskriminierende Sexualerziehung bieten (siehe A/65/162, Ziff. 62 und 87). Diese sollte Folgendes umfassen: Informationen über Selbstachtung und gesunde Beziehungen, sexuelle und reproduktive Gesundheit, Verhütung und sexuell übertragbare Krankheiten, die Verhinderung sexueller und anderer Formen von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch, Stigmatisierung und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen, Geschlechterrollen und Menschenrechte. Die Sexualerziehung hat sich in der Tat als wirksames Mittel erwiesen, um Jugendlichen mit Behinderungen zu einem besseren Verständnis und einem besseren Umgang mit ihrer Sexualität zu verhelfen und das Ausmaß der gegen sie gerichteten sexuellen Gewalt zu verringern.59 Die Staaten müssen sicherstellen, dass ihre Sexualerziehungsprogramme Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen und ihre besonderen Bedürfnisse einbeziehen und in barrierefreien und alternativen Kommunikationsformaten bereitgestellt werden. Programme zur Aufklärung durch Gleichaltrige tragen wirksam dazu bei, den Umgang mit der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den entsprechenden Rechten von Mädchen und Frauen mit Behinderungen zu verbessern und das Wissen darüber zu erhöhen.

44. States need to provide comprehensive and non-discriminatory sexuality education to girls and young women with disabilities, both within and outside school (see A/65/162, paras. 62 and 87). It should include information about self-esteem and healthy relationships; sexual and reproductive health, contraception and sexually transmitted diseases; the prevention of sexual and other forms of exploitation, violence and abuse; stigma and prejudices against persons with disabilities; gender roles; and human rights. Indeed, sexuality education has been found to be effective in improving the sexual knowledge and skills of youth with disabilities, and in reducing sexual violence against them.⁵⁹ States must ensure that their sexuality education programmes are inclusive of girls and young women with disabilities and their specific needs, and that they are made available in accessible and alternative communication formats. Peer-education programmes are effective ways to enhance knowledge and skills with regard to the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities.

45. Die Staaten sollten Gesundheitspersonal, Lehrkräfte, Gemeindearbeiterinnen und -arbeiter sowie andere öffentliche Bedienstete in Bezug auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen schulen. Alle diejenigen, die in der primären Gesundheitsversorgung tätig sind und sich mit sexueller und reproduktiver Gesundheit befassen, insbesondere in ländlichen und abgelegenen Gebieten, müssen ausreichend geschult und vorbereitet und in ihrer Arbeit unterstützt werden.60 In Guwahati (Indien) wurde zum Beispiel ein Dienstleistungsteam darin geschult, junge Menschen mit Behinderungen beim Zugang zu Informationen und Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte sowie beim Erkennen von Verhalten, das sexuellen Missbrauch darstellt, zu unterstützen. Es wird empfohlen, technische Leitlinien für die Bereitstellung angemessener Informationen und Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte zu verabschieden. In Uruguay entwickelte die Regierung zum Beispiel einen Leitfaden zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den entsprechenden Rechten von Menschen mit Behinderungen, der landesweit an alle Gesundheitszentren verteilt wurde.

45. States should train health-care personnel, teachers, community workers and other public officials on the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities. All primary health-care workers dealing with sexual and reproductive health, particularly in rural and remote areas, must be adequately trained, prepared and supported in their work.⁶⁰ For example, in Guwahati, India, a team of service providers was trained to provide support to young persons with disabilities with regard to accessing sexual and reproductive health and rights information and services and identifying sexually abusive behaviours. The adoption of technical guidelines on how to provide adequate sexual and reproductive health and rights information and services to girls and young women with disabilities is recommended. In Uruguay, for example, the government developed a guide on sexual and reproductive health and rights of persons with disabilities that has been distributed to all health centres across the country.

46. Die Staaten müssen den Familien von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen Informationen und Hilfe in Bezug auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte zukommen lassen. Die Familien benötigen unter Umständen Hilfe dabei, die Sexualität ihrer Kinder zu verstehen und zu lernen, wie sie deren Bedürfnisse im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit unterstützen können und wie sie sexuelle Ausbeutung und Gewalt und sexuellen Missbrauch vermeiden, erkennen und melden können. Studien zufolge kann eine entsprechende Schulung die Einstellung von Eltern gegenüber der Sexualität ihrer Kinder mit Behinderungen verändern und ihr Selbstvertrauen im Dialog mit ihren Kindern über Sexualität stärken.61 Eltern und Familienmitglieder brauchen Orientierungshilfen, damit sie verstehen, wie wichtig Sexualerziehung ist, und damit sie das Recht ihrer Kinder auf freie Meinungsäußerung achten, was ihnen dabei helfen wird, ihre Ängste hinsichtlich der Gefahr der sexuellen Ausbeutung und des sexuellen Missbrauchs von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen zu überwinden. Die Familien sollten nicht nur geschult werden, sondern sich auch an bewusstseinsfördernden Initiativen beteiligen, damit sie ihre eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber ihren Kindern mit Behinderungen ändern.

46. States must provide information and assistance to families of girls and young women with disabilities in relation to sexual and reproductive health and rights. Families may need assistance in understanding their child’s sexuality, ways to support their sexual and reproductive health needs and ways to avoid, recognize and report instances of sexual exploitation, violence and abuse. Studies have shown that training can change the attitudes of parents towards the sexuality of their children with disabilities and improve their confidence in talking to them about sexuality.⁶¹ Parents and family members need guidance on understanding the importance of sexuality education and respecting their children’s right to express their views freely, which will help them overcome fears about the risk of sexual exploitation and abuse of girls and young women with disabilities. Families should be involved not just as recipients of training but as participants of awareness-raising initiatives to modify their own attitudes and practices in relation to their children with disabilities.

D. Zugang zur Justiz

D. Access to justice

47. Die Staaten müssen für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, die sexuelle Gewalt oder andere Formen von Gewalt erlebt haben, einen wirksamen Zugang zur Justiz sicherstellen. Der Zugang zu wirksamen und barrierefreien Rechts- und sonstigen geeigneten Mitteln ist zur Bekämpfung aller Formen von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch gegenüber Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen im öffentlichen wie im privaten Bereich unverzichtbar. Die Staaten müssen alle Beschränkungen beseitigen, die Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen am Zugang zur Justiz hindern, einschließlich restriktiver Regeln zur Parteifähigkeit aufgrund von Jugend und Behinderung.

47. States must ensure effective access to justice for girls and young women with disabilities who experience sexual and other forms of violence. Access to effective and accessible judicial and other appropriate remedies is critical to combating all forms of exploitation, violence or abuse against girls and young women with disabilities in the public and private spheres. States must eliminate all restrictions preventing girls and young women with disabilities from accessing justice, including restrictive rules on legal standing on the basis of age and disability.

48. Die Staaten müssen alle geeigneten Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und sonstigen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen verfahrensbezogene und altersgemäße Vorkehrungen getroffen werden; ein grundlegender Schritt, der ihnen eine wirksame unmittelbare und mittelbare Teilnahme, einschließlich als Zeuginnen, an allen Gerichtsverfahren, auch in der Ermittlungsphase und in anderen Vorverfahrensphasen, ermöglicht. Alle Schutzleistungen müssen das Alter, das Geschlecht und die Behinderung der Betroffenen berücksichtigen.62 Die kenianische Vereinigung für Menschen mit geistigen Behinderungen bietet zum Beispiel Schulungen für Strafverfolgungs-, Gesundheits- und Dienstleistungspersonal dazu an, wie für Menschen mit geistigen Behinderungen angemessene verfahrensbezogene Vorkehrungen getroffen werden können und wie ihre persönliche Autonomie zu achten ist.

48. States need to take all appropriate legislative, administrative and other measures necessary to ensure the provision of procedural and age-appropriate accommodations for girls and young women with disabilities, which is essential to enabling their effective direct and indirect participation, including as witnesses, in all legal proceedings, from investigative and other preliminary stages to court hearings. All protection services must be age-, gender- and disability-sensitive.⁶² For instance, the Kenya Association for the Intellectually Handicapped provides training to law enforcement officials, health personnel and service providers on the provision of reasonable and procedural accommodations to persons with intellectual disabilities and on respect for their personal autonomy.

49. Die Staaten sind verpflichtet, alle Gewalthandlungen, einschließlich sexueller Gewalt, zu verhindern, zu untersuchen, die Tatverdächtigen strafrechtlich zu verfolgen und vor Gericht zu stellen sowie die Rechte und Interessen der Opfer zu schützen.63 Nationalen Menschenrechtsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen kann eine Schlüsselrolle dabei zukommen, Untersuchungen und Ermittlungen in Bezug auf Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch gegenüber Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen anzustellen und alle Frauen mit Behinderungen beim Zugang zu Rechtsbehelfen zu unterstützen. So hat etwa die Nationale Vereinigung der Frauen mit Behinderungen in Uganda 32 Frauen mit Behinderungen im Rahmen einer Ausbildung zu nichtanwaltlichen Rechtsberaterinnen Wissen über die Rechte von Frauen und Mädchen mit Behinderungen im Zusammenhang mit der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den entsprechenden Rechten sowie über geschlechtsspezifische Gewalt vermittelt. Diese Rechtsberaterinnen bieten Unterstützung auf Augenhöhe, wenn es darum geht, Rechtsverletzungen zu melden und die notwendigen Folgemaßnahmen zu ergreifen, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Die Staaten sollten Wiedergutmachung und Entschädigungsmechanismen für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen erwägen, die schädlichen Praktiken wie Zwangssterilisierung oder Zwangsabtreibung unterzogen wurden, insbesondere in einem institutionellen Rahmen (siehe CEDAW/C/JPN/CO/7-8, Ziff. 24 und 25).

49. States have an obligation to prevent, investigate, prosecute and try all acts of violence, including sexual violence, and to protect the rights and interests of the victims.⁶³ National human rights institutions and civil society organizations can play a key role in carrying out inquiries and investigations on exploitation, violence or abuse against girls and young women with disabilities, and in assisting all women with disabilities in accessing legal remedies. For instance, the National Union of Women with Disabilities of Uganda trained 32 women with disabilities as paralegals with knowledge about the rights of women and girls with disabilities related to sexual and reproductive health and rights and gender-based violence. The paralegals offer peer-to-peer support with regard to reporting violations and conducting the necessary follow-up to ensure justice is achieved. States should consider reparations and redress mechanisms for girls and young women with disabilities who have been subjected to harmful practices, such as forced sterilization and forced abortion, particularly within institutions (see CEDAW/C/JPN/CO/7-8, paras. 24-25).

E. Barrierefreiheit

E. Accessibility

50. Die Staaten müssen sicherstellen, dass alle Informationen und Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte vollständig barrierefrei sind. Alle öffentlichen und privaten Einrichtungen und Dienste, die öffentlich zugänglich sind oder für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden, einschließlich gynäkologischer und geburtshilflicher Dienste, müssen alle Aspekte der Barrierefreiheit für Frauen mit Behinderungen berücksichtigen, unter anderem in Bezug auf Infrastruktur, Ausrüstung, Information und Kommunikation. Die zur Erreichung dieser Dienste benötigten Beförderungsmittel müssen barrierefrei sein, da Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen sonst der Genuss und die Ausübung ihrer Rechte im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in der Praxis weiter erschwert werden.64

50. States must ensure the full accessibility of all sexual and reproductive health and rights information and services. All public and private facilities and services open or provided to the public, including gynaecological and obstetric services, must take into account all aspects of accessibility for women with disabilities, including accessibility with regard to infrastructure, equipment and information and communications. Transport to reach those services must be accessible, as otherwise girls and young women with disabilities will continue to be obstructed from enjoying and exercising their sexual and reproductive health rights in practice.⁶⁴

51. Die Staaten müssen sicherstellen, dass alle Informationen und Kommunikationen zum Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte für Menschen mit Behinderungen barrierefrei zugänglich sind, unter anderem durch Gebärdensprache, Brailleschrift, barrierefreie elektronische Formate, alternative Schrift, leicht lesbare Formate sowie ergänzende und alternative Formen, Mittel und Formate der Kommunikation.64 So müssen beispielsweise Hotlines zur Meldung von Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt für gehörlose und schwerhörige Mädchen und Frauen über Textnachrichten oder andere alternative Methoden barrierefrei erreichbar sein. Im Rahmen des Projekts Illinois Imagines wurden beispielsweise für Krisenzentren für Vergewaltigungsopfer, Dienststellen für Menschen mit Behinderungen und für Menschen, die sich selbst vertreten, Leitfäden und andere Materialien entwickelt, die Anleitungen für Aufklärungsprogramme zur Prävention und Bildanleitungen für Untersuchungen nach sexuellen Übergriffen und zu den Rechten der Überlebenden sexueller Gewalt umfassen65. Die Universität von Tartu in Estland schult Lehrkräfte darin, wie eine umfassende Sexualerziehung in einfacher Sprache vermittelt werden kann, damit Kinder mit geistigen Behinderungen im gleichen Maß Nutzen aus diesem Unterricht ziehen können.

51. States must ensure that all information and communication pertaining to sexual and reproductive health and rights are accessible to persons with disabilities, including through sign language, Braille, accessible electronic formats, alternative script, easy-to-read formats, and augmentative and alternative modes, means and formats of communication.⁶⁴ For instance, call centres to report cases of gender-based violence must be accessible to deaf and hard-of-hearing girls and women through text messaging or other alternative methods. For example, Illinois Imagines has developed guides and other materials for rape crisis centres, disability service agencies and self-advocates that include guidance for prevention education programmes and picture guides about sexual assault exams and the rights of sexual violence survivors.⁶⁵ The University of Tartu in Estonia has provided training for teachers on how to deliver comprehensive sexuality education in plain language so that children with intellectual disabilities can benefit equally from the lessons.

F. Nichtdiskriminierung

F. Non-discrimination

52. Die Staaten sind verpflichtet, allen Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen ohne Diskriminierung Zugang zu Diensten im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte zu eröffnen. Die Staaten müssen daher die Diskriminierung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen im Gesetz, in der Politik und in der Praxis beseitigen, sicherstellen, dass die Politiken und Programme kinder- und geschlechtergerecht sind, und alle Formen der Diskriminierung bei der Erbringung dieser Dienste verbieten. Darüber hinaus müssen die Staaten Maßnahmen ergreifen, um Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen behinderungs- und altersgerechte Unterstützung und angemessene Vorkehrungen bereitzustellen, damit sie diese Dienste und Einrichtungen gleichberechtigt mit anderen nutzen und genießen können.

52. States have an obligation to provide access to sexual and reproductive health and rights services to all girls and young women with disabilities without discrimination. States must therefore eliminate discrimination against girls and young women with disabilities in law, policy and practice; ensure child- and gender-sensitive policies and programmes; and prohibit all forms of discrimination in the provision of those services. Moreover, States need to take measures to provide disability- and age-appropriate support and reasonable accommodation to girls and young women with disabilities so that they can access and enjoy those services and facilities on an equal basis with others.

53. Die Staaten müssen sich dessen bewusst sein, dass es innerhalb der Gemeinschaft der Menschen mit Behinderungen unterschiedliche und sich überlagernde Identitäten gibt, damit sie in angemessener Weise die Ungleichheiten und die intersektionelle Diskriminierung überwinden können, denen Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen begegnen. Die Staaten sollten erwägen, eine Politik und Praxis zu entwickeln und anzuwenden, die gezielt auf die am stärksten marginalisierten Gruppen von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen (z. B. Mädchen und junge Frauen, die mehrfache oder schwere Beeinträchtigungen haben oder taubblind sind) eingehen, um die tatsächliche Gleichstellung zu beschleunigen beziehungsweise zu erreichen.

53. States must recognize the existing layers of identities within the disability community in order to adequately address the inequalities and intersectional discrimination experienced by girls and young women with disabilities. States should consider developing and implementing policies and practices targeting the most marginalized groups of girls and young women with disabilities (e.g., those with multiple or severe impairments and deaf-blind girls and young women) in order to accelerate or achieve de facto equality.

G. Teilhabe

G. Participation

54. Gemäß Artikel 4 Absatz 3 und Artikel 7 des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen müssen die Staaten bei der Verwirklichung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte Konsultationen mit Kindern mit Behinderungen, einschließlich Mädchen und Heranwachsender, führen und sie aktiv einbeziehen. Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen konsultiert werden, denn sie sind die Expertinnen für ihr eigenes Leben. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen, auch die jüngsten unter ihnen, haben das Recht, an der Ausarbeitung politischer Konzepte mitzuwirken, und müssen daher behinderungs- und altersgerechte Unterstützung erhalten. Die Organisation Plan International hat Leitlinien für Konsultationen mit Kindern und jungen Menschen mit Behinderungen ausgearbeitet, die praktische Anregungen zu diesem Thema enthalten66.

54. States must consult and involve children with disabilities, including girls and adolescents, in the implementation of sexual and reproductive health and rights as provided by articles 4, paragraph 3, and 7 of the Convention on the Rights of Persons with Disabilities. It is crucial that girls and young women with disabilities be consulted, as they are the experts on their own lives. Girls and young women with disabilities, even the youngest, have the right to participate in policymaking, so they must be provided with disability- and age-appropriate support. Plan International has developed guidelines for consulting with children and young people with disabilities that contain practical suggestions on the matter.⁶⁶

55. Die Staaten sollten sich bewusst sein, dass die Meinung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen nicht notwendigerweise mit der ihrer Familien oder Betreuungspersonen übereinstimmt. Während Organisationen von Eltern von Kindern mit Behinderungen entscheidend dazu beitragen, die Autonomie und die aktive Teilhabe ihrer Kinder zu fördern und sicherzustellen, müssen die Staaten stets den Willen und die Präferenzen der Kinder mit Behinderungen in Betracht ziehen (siehe A/HRC/31/62, Ziffer 36). Ebenso weicht die Meinung von Organisationen, die die allgemeinen Interessen von Menschen mit Behinderungen vertreten, möglicherweise von der der Kinder mit Behinderungen ab, weswegen es wichtig ist, Mädchen und Heranwachsende mit Behinderungen direkt zu konsultieren und einzubeziehen.

55. States should be aware that the views of girls and young women with disabilities might collide with those of their families and caregivers. While organizations of parents of children with disabilities are instrumental in promoting and securing the autonomy and active participation of their children, States must always take into consideration the will and preferences of children with disabilities (see A/HRC/31/62, para. 36). Similarly, mainstream organizations of persons with disabilities might have different views from those of children with disabilities, therefore it is important to consult and engage directly with girls and adolescents with disabilities.

H. Datenerhebung

H. Data collection

56. Die Staaten müssen geeignete Informationen erheben, darunter Statistik- und Forschungsdaten, um behinderungsinklusive Politiken und Programme für die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte auszuarbeiten und umzusetzen und die Fortschritte bei der Förderung und dem Schutz der Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen zu beobachten und zu bewerten67. Es ist besorgniserregend, wie wenige verlässliche und vergleichbare statistische Daten zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und zu den entsprechenden Rechten von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen vorliegen, insbesondere in Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen. Auch akademische Literatur zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und zu den entsprechenden Rechten von Mädchen mit Behinderungen ist kaum vorhanden, und die wenigen Quellen, die es gibt, konzentrieren sich meist auf die Erfahrungen und Herausforderungen aus einer autobiografischen Perspektive und nicht auf positiv wirkende Maßnahmen68. In dieser Hinsicht begrüßt die Sonderberichterstatterin die anstehende globale Studie des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen über die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von jungen Menschen mit Behinderungen, in der auch geschlechtsspezifische Gewalt thematisiert wird.

56. States must collect appropriate information, including statistical and research data, to formulate and implement disability-inclusive sexual and reproductive health and rights policies and programmes and monitor and evaluate progress in promoting and protecting the rights of girls and young women with disabilities.⁶⁷ The lack of reliable and comparable statistical data on sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities is alarming, particularly in middle- and low-income countries. Academic literature on the sexual and reproductive health and rights of girls with disabilities is also scant and tends to focus on self-reported experiences and challenges rather than on positive interventions.⁶⁸ In this regard, the Special Rapporteur welcomes the upcoming United Nations Population Fund global study on the sexual and reproductive health and rights of young people with disabilities, which will also cover gender-based violence.

57. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung, in denen erheblich mehr hochwertige, aktuelle und verlässliche Daten, die unter anderem nach Geschlecht, Alter und Behinderung aufgeschlüsselt sind, verlangt werden (Ziel 17), bieten eine einmalige Gelegenheit, bessere Daten zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und zu den entsprechenden Rechten von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen zu erheben. Die von der Washingtoner Gruppe für Statistiken zum Thema Behinderung ausgearbeitete, sechs Fragen umfassende Kurzliste ist eine bewährte Methode zur Aufschlüsselung von behinderungsrelevanten Daten in nationalen Zählungen und Erhebungen, einschließlich Haushalts-, Gesundheits- und demografischer Erhebungen. Darüber hinaus haben das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und die Washingtoner Gruppe für Statistiken zum Thema Behinderung ein Modul zur Funktionsfähigkeit von Kindern erarbeitet, das Kinder zwischen 2 und 17 Jahren umfasst und in bereits bestehende Datenerhebungsmaßnahmen integriert werden kann.69 Das Modul ist Teil der aktuellen Runde der von der UNICEF unterstützten Klumpenstichprobenerhebung mit multiplen Indikatoren, die im Lauf der nächsten drei Jahre in mehr als 35 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen durchgeführt wird.70

57. The Sustainable Development Goals, which call for a significant increase in the availability of high-quality, timely and reliable data disaggregated by, inter alia, gender, age and disability (Goal 17), represent a unique opportunity to collect better data related to the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities. The short set of six questions on disability formulated by the Washington Group on Disability Statistics provides a well-tested method for disability data disaggregation in national censuses and surveys, including household and demographic and health surveys. In addition, the United Nations Children’s Fund (UNICEF) and the Washington Group on Disability Statistics have developed a module on child functioning, which covers children between the ages of 2 and 17 that can be incorporated into existing data collection efforts.⁶⁹ The module is included in the current round of the UNICEF-supported multiple indicator cluster survey that will be implemented in more than 35 low- and middle-income countries during the next three years.⁷⁰

I. Ressourcenmobilisierung

I. Resource mobilization

58. Die Staaten sind verpflichtet, unter Ausschöpfung aller ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen, einschließlich der über internationale Zusammenarbeit bereitgestellten Ressourcen, sofort Maßnahmen zu treffen, um zu gewährleisten, dass Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen ihre sexuellen und reproduktiven Rechte voll ausüben können und Zugang zu einer hochwertigen sexual- und reproduktionsmedizinischen Versorgung haben.71 Die staatliche Programm- und Haushaltsplanung muss Politiken und Strategien zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte beinhalten und die besonderen Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen berücksichtigen. Partizipative Haushaltsverfahren und zweckgebundene Mittel können dazu beitragen, dass mehr öffentliche Gelder für diesen Bereich veranschlagt werden. Die Staaten sollten regelmäßig überwachen, inwieweit die verfügbaren Ressourcen dazu eingesetzt wurden, um die Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit schrittweise vollständig zu verwirklichen.

58. States have an obligation to take immediate steps to the maximum of their available resources, including those made available through international cooperation, to ensure that girls and young women with disabilities can fully exercise their sexual and reproductive rights and access quality sexual and reproductive health services.⁷¹ Government plans and budgets must incorporate sexual and reproductive health and rights policies and strategies and consider the particular needs of girls and young women with disabilities. Participatory budgeting processes and earmarked funds can help expand the allocation of public funds in that area. States should regularly monitor whether or not the resources available were used to progressively achieve the full realization of the sexual and reproductive health rights of girls and young women with disabilities.

59. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung, die spezifische Zielvorgaben und Verweise bezüglich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte und bezüglich Menschen mit Behinderungen enthalten, bieten eine hervorragende Gelegenheit, internationale Geber koordiniert dafür zu gewinnen, die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen voranzubringen. Gemäß Artikel 32 Absatz 1 Buchstabe a des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen müssen internationale Geber sicherstellen, dass die gesamte internationale Zusammenarbeit, einschließlich internationaler Entwicklungsprogramme im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte, Menschen mit Behinderungen einbezieht und für sie zugänglich ist.

59. The Sustainable Development Goals, which contain specific targets and references to sexual and reproductive health and rights and to persons with disabilities, constitute an excellent opportunity to achieve a coordinated engagement of international donors to advance the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities. According to article 32, paragraph 1 (a), of the Convention on the Rights of Persons with Disabilities, international donors must ensure that all international cooperation, including international development programmes in the area of sexual and reproductive health and rights, is inclusive of and fully accessible to persons with disabilities.

V. Schlussfolgerungen und Empfehlungen

V. Conclusions and recommendations

60. Für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen sind die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte nicht anders als für andere Mädchen und junge Frauen. Allerdings sehen sie sich bei der Ausübung dieser Rechte und beim Zugang dazu beträchtlichen Hindernissen gegenüber, darunter Stigmatisierung und Klischees, einschränkenden Rechtsvorschriften und einem Mangel an kinder- und behinderungsgerechten Informationen und Dienstleistungen. Aufgrund von Armut und/oder gesellschaftlicher Ausgrenzung fehlt es ihnen zudem am notwendigen Wissen, um gesunde Beziehungen einzugehen, und sind sie einem höheren Risiko sexuellen Missbrauchs, sexuell übertragbarer Krankheiten, ungewollter Schwangerschaft und schädlicher Praktiken ausgesetzt. Schwere Menschenrechtsverletzungen wie etwa Zwangssterilisierung, Zwangsabtreibung und Zwangsverhütung kommen häufig vor, und die Gewalt, der Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen ausgesetzt sind, bleibt weitgehend im Verborgenen.

60. Girls and young women with disabilities have the same sexual and reproductive health and rights as other girls and young women. However they encounter significant obstacles in exercising and accessing those rights, including stigma and stereotypes, restrictive legislation and a lack of child- and disability-appropriate information and services. Moreover, poverty and/or social exclusion deprive them of the necessary knowledge to develop healthy relationships and increase the risk of sexual abuse, sexually transmitted diseases, unintended pregnancies and harmful practices. Grave human rights violations such as forced sterilization, forced abortion and forced contraception are frequent, and the violence experienced by girls and young women with disabilities remains largely invisible.

61. Der Mangel an Aufmerksamkeit für die genannten Situationen bedeutet eine ernste Gefahr für diese Mädchen und Frauen. Es liegt in der Macht der Staaten, dem Problem Einhalt zu gebieten, indem sie rechtliche und politische Rahmen schaffen, die die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen anerkennen und schützen und dazu alle an ihnen vorgenommenen unfreiwilligen und schädlichen Praktiken beenden. Darüber hinaus müssen die Staaten die Stärkung der Selbstbestimmung dieser jungen Frauen und Mädchen unterstützen, damit sie über ihr Sexualleben und ihr generatives Verhalten autonom entscheiden können. Die Einstellungen und Vorgehensweisen von Gesundheitsfachkräften, Dienstleistern, Lehrkräften und Familien müssen ebenfalls den internationalen Menschenrechtsnormen angepasst werden, da ihr Verhalten in vielen Fällen Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen am vollen Genuss ihrer Rechte hindert.

61. The lack of attention to the above-mentioned situations puts those girls and women in grave danger. States have the power to stop that from happening by establishing legal and policy frameworks that recognize and protect the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities by ending all involuntary and harmful practices affecting them. Moreover, States must support the process of empowerment of those young women and girls to enable them to make autonomous decisions about their sexual and reproductive lives. The attitudes and practices of health-care professionals, service providers, teachers and families must also be revised in line with international human rights standards, as in many cases their responses limit the full enjoyment of rights by girls and young women with disabilities.

62. Die Sonderberichterstatterin empfiehlt den Staaten,

a) die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen gesetzlich anzuerkennen und alle rechtlichen Schranken zu beseitigen, die sie daran hindern, Informationen, Produkte und Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in Anspruch zu nehmen, darunter auch Rechtsvorschriften, die ihr Recht auf autonome Entscheidungen einschränken;

b) die Zwangssterilisierung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen sowie andere unter Zwang oder unfreiwillig angewandte Praktiken, die ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre entsprechenden Rechte beeinträchtigen, gesetzlich zu verbieten und sicherzustellen, dass ihr Recht auf freie Einwilligung nach vorheriger Aufklärung durch angemessene Verfahrensgarantien geschützt ist;

c) die Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen in allen Strategien und Aktionsplänen zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und zu den entsprechenden Rechten durchgängig zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass alle Informationen, Produkte und Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit barrierefrei zugänglich sowie alters-, geschlechter- und behinderungsgerecht sind;

d) sicherzustellen, dass die sexual- und reproduktionsmedizinische Versorgung die Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen achtet, einschließlich ihres Rechts auf Nichtdiskriminierung, auf nach vorheriger Aufklärung erfolgende Einwilligung in medizinische Behandlungen jeder Art, auf Privatsphäre und auf Freiheit von Folter oder anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung;

e) innerhalb wie außerhalb des Schulsystems umfassende, inklusive und barrierefreie Sexualerziehungsprogramme und -materialien für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen zu gestalten und einzusetzen;

f) sicherzustellen, dass Dienste und Programme zum Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt, darunter Polizeidienststellen, Frauenhäuser und Gerichte, für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen inklusiv und barrierefrei sind;

g) Strafverfolgungspersonal, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie Richterinnen und Richter ausreichend darin zu schulen, wie Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen vor Gewalt zu schützen sind;

h) die wirksame und unabhängige Überwachung aller öffentlichen und privaten Einrichtungen und Programme, die Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen erbringen, durch nationale Menschenrechtsinstitutionen oder andere unabhängige Organe zu befürworten und zu unterstützen, alle Formen von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch zu verhindern und tätig zu werden, wenn Menschenrechtsverletzungen entdeckt werden;

i) bewusstseinsbildende Programme durchzuführen, um die gesellschaftliche Wahrnehmung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen zu verändern und alle Formen der gegen sie gerichteten Gewalt, einschließlich Zwangssterilisierung, Zwangsabtreibung und Zwangsverhütung, zu beenden;

j) die Familien insbesondere durch die Bereitstellung von Informationen, Aufklärung und Dienstleistungen zu unterstützen, damit sie die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen frei von Stigmatisierung und Klischees besser verstehen und berücksichtigen können;

k) Strategien zu verfolgen, die die direkte Teilhabe von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen an allen öffentlichen Entscheidungsprozessen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte gewährleisten, auch durch die Erarbeitung gesetzgeberischer oder politischer Maßnahmen in Bezug auf sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt und andere Formen des Missbrauchs, und zu garantieren, dass diese Teilhabe in einem sicheren Umfeld mit alters- und behinderungsgerechter Unterstützung erfolgt;

l) nach Geschlecht, Alter und Behinderung aufgeschlüsselte Informationen, darunter Statistik- und Forschungsdaten, über die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen zu sammeln, auch im Hinblick auf schädliche Praktiken und alle Formen von Gewalt;

m) innerhalb des Rahmens der Ziele für nachhaltige Entwicklung Ressourcen zu mobilisieren und in inklusive Programme zu investieren, die Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen einen besseren Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und den entsprechenden Rechten ermöglichen.

62. The Special Rapporteur makes the following recommendations to States:

(a) Recognize by law the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities, and remove all legal barriers that prevent them from accessing sexual and reproductive health information, goods and services, including legislation that limits their right to make autonomous decisions;

(b) Prohibit by law the forced sterilization of girls and young women with disabilities, as well as other compulsory or involuntary practices affecting their sexual and reproductive health and rights, and ensure adequate procedural safeguards to protect their right to free and informed consent;

(c) Mainstream the rights of girls and young women with disabilities in all sexual and reproductive health and rights strategies and action plans to ensure that all sexual and reproductive health information, goods and services are accessible and age-, gender- and disability-sensitive;

(d) Ensure that sexual and reproductive health services are respectful of the rights of girls and young women with disabilities, including their right to non-discrimination, informed consent prior to being subjected to any medical treatment, privacy and freedom from torture or other cruel, inhuman or degrading treatment;

(e) Design and implement comprehensive inclusive and accessible sexuality education programmes and materials for girls and young women with disabilities within and outside the school system;

(f) Ensure that services and programmes aimed at protecting women and girls from violence, including police stations, shelters and courts, are inclusive of and accessible to girls and young women with disabilities;

(g) Provide adequate training to law enforcement officials, prosecutors and judges on how to protect girls and young women with disabilities from violence;

(h) Encourage and support the effective independent monitoring by national human rights institutions or other independent bodies of all public and private facilities and programmes that provide services to persons with disabilities, prevent all forms of exploitation, violence and abuse and take action when human rights violations are encountered;

(i) Implement awareness-raising programmes designed to change the societal perception of the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities and end all forms of violence against them, including forced sterilization, forced abortion and forced contraception;

(j) Support families, including through the provision of information, education and services, in strengthening their ability to understand and address the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities, free from stigma and stereotypes;

(k) Adopt strategies to ensure the direct participation of girls and young women with disabilities in all processes of public decision-making related to sexual and reproductive health and rights, including the development of legislative or policy measures regarding sexual and gender-based violence and other forms of abuse, and guarantee that such participation is conducted in a safe environment with age- and disability-appropriate support;

(l) Collect information, including statistical and research data, on the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities, including with regard to harmful practices and all forms of violence, disaggregated by sex, age and disability;

(m) Mobilize resources within the framework of the Sustainable Development Goals and invest in inclusive programmes that increase the access of girls and young women with disabilities to sexual and reproductive health and rights.

63. Die Sonderberichterstatterin empfiehlt den Vereinten Nationen, einschließlich aller ihrer Programme, Fonds und Sonderorganisationen, die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die entsprechenden Rechte von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen bei ihrer gesamten Arbeit, darunter auch bei der Unterstützung von Staaten bei der Umsetzung allgemeiner Politiken und Programme, ausreichend zu berücksichtigen.

63. The Special Rapporteur recommends that the United Nations, including all its programmes, funds and specialized agencies, adequately consider the sexual and reproductive health and rights of girls and young women with disabilities in all its work, including when assisting States in the implementation of mainstream policies and programmes.

Fußnoten

Footnotes

1 Siehe Übereinkommen über die Rechte des Kindes (Amtliche deutschsprachige Fassungen: dBGBl. 1992 II S. 121; LGBl. 1996 Nr. 163; öBGBl. Nr. 7/1993; AS 1998 2055), Art. 1, und United Nations System-wide Action Plan on Youth Report (2014), S. 5. Auf Englisch verfügbar unter www.ilo.org wcmsp5/groups/public/---ed_emp/documents/publication/wcms_315518.pdf.

2 Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Weltbank, Weltbericht Behinderung (Genf 2011), S. 27 (auf Deutsch verfügbar unter: http://www.iljaseifert.de/wp-content/uploads/weltbericht-behinderung-2011.pdf).

3 WHO und Weltbank, Weltbericht Behinderung, S. 28.

4 C. Cappa, N. Petrowski und J. Njelesani, „Navigating the landscape of child disability measurement: a review of available data collection instruments“, ALTER, European Journal of Disability Research, Vol. 9, Nr. 4 (Oktober-Dezember 2015).

5 WHO und Weltbank, Weltbericht Behinderung, S. 36.

6 The State of the World’s Children: Children with Disabilities (United Nations publication, Sales No. E.13.XX.1), S. 1. Auf Englisch

7 United Nations Children’s Fund (UNICEF), „Children and young people with disabilities“. Informations-broschüre, Mai 2013, S. 19. Auf Englisch verfügbar unter: https://www.unicef.org/disabilities/fi-les/Fact_Sheet_Children_and_Young_People_with_Disabilities_-_2013.pdf.

8 Siehe Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22 (2016) on the right to sexual and reproductive health, Ziff. 11-21.

9 Ebd., Ziff. 5; E/CN.4/2004/49, Ziff. 22-40.

10 Siehe Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3 (2016) on women and girls with disabilities, Ziff. 27.

11 Siehe Committee on the Rights of the Child, general comment No. 14 (2013) on the right of a child to his or her best interests taken as a primary consideration, Ziff. 54.

12 Siehe Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, Ziff. 2, 8-9, 16, 19-20, 24 und 30.

13 Siehe Committee on the Rights of the Child, general comment No. 20 (2016) on the implementation of the rights of the child during adolescence, Ziff. 31-32, Committee on the Elimination of Discrimination against Women und Committee on the Rights of the Child, joint general recommendation No. 31/general comment No. 18 on harmful practices, Ziff. 9 und 88, Committee on the Rights of the Child, general com-ment No. 15 (2013) on the right of the child to the enjoyment of the highest attainable standard of health, Ziff. 1, 5, 8, 15, 22 und 114 b), Committee on the Rights of the Child, general comment No. 13 (2011) on the right of the child to freedom from all forms of violence, Ziff. 8, 15 a), 16, 21 e), 23, 41 a), 43 a) ii), 47 a) i), 48, 54 b), 56, 60, 72 g) und 75 a) und Committee on the Rights of the Child, general comment No. 3 (2003) on HIV/AIDS and the rights of the child, Ziff. 6, 9, 17, 21 und 37.

14 Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights (OHCHR), „OHCHR commissioned report: gender stereotyping as a human rights violation“, Oktober 2013. Auf Englisch verfügbar unter https://www.ohchr.org/Documents/Issues/Women/WRGS/2013-Gender-Stereotyping-as-HR-Violation.docx.

15 M. Ballan, „Parental perspectives of communication about sexuality in families of children with autism spectrum disorders“, Journal of Autism and Developmental Disorders, Vol. 42, Nr. 5 (Mai 2012); A. Dupras and H. Dionne, „The concern of parents regarding the sexuality of their child with a mild intellectual disa-bility“, Sexologies, Vol. 23, Nr. 4 (Oktober-Dezember 2014).

16 Siehe Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, Ziff. 30.

17 E. Brunnberg, M. L. Boström und M. Berglund, „Sexuality of 15/16-year-old girls and boys with and without modest disabilities“, Sexuality and Disability, Vol. 27, Nr. 3 (September 2009); A. C. B. Maia, „Vivência da sexualidad a partir do relato de pessoas com deficiência intellectual“, Psicologia em Estudo, Vol. 21, Nr. 1 (2016).

18 Siehe Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, Ziff. 17 e).

19 M. M. Cheng und J. R. Udry, „Sexual behaviors of physically disabled adolescents in the United States“, Journal of Adolescent Health, Vol. 31, Nr. 1 (Juli 2002).

20 S. Altundağ und N. Ç. Çalbayram, „Teaching menstrual care skills to intellectually disabled female stu-dents“, Journal of Clinical Nursing, Vol. 25, Nr. 13-14 (Juli 2016); M. Á. A. Rodríguez, A. A. Díaz und B. A. Martínez, „Eficacia de un programa de educación sexual en jóvenes con discapacidad intellectual“, Análisis y Modificación De Conducta, Vol. 32, Nr. 142 (2006); J. Duh, „Sexual knowledge of Taiwanese adolescents with and without visual impairments“, Journal of Visual Impairment and Blindness, Vol. 94, Nr. 6 (2000).

21 K. F. Linton und H. A. Rueda, „Dating and sexuality among minority adolescents with disabilities: an application of sociocultural theory“, Journal of Human Behavior in the Social Environment, Vol. 25, Nr. 2 (Januar 2015); J. A. McKenzie, „Disabled people in rural South Africa talk about sexuality“, Culture, Health and Sexuality, Vol. 15, Nr. 3 (2013).

22 P. Chappell, „How Zulu-speaking youth with physical and visual disabilities understand love and relation-ships in constructing their sexual identities“, Culture, Health and Sexuality, Vol. 16, Nr. 9 (2014).

23 Inter-Agency Support Group on Indigenous Peoples’ Issues, „Thematic paper on sexual and reproductive health and rights of indigenous peoples“, 2014.

24 L. Löfgren-Mårtenson, „The invisibility of young homosexual women and men with intellectual disabili-ties“, Sexuality and Disability, Vol. 27, Nr. 1 (März 2009).

25 T. Alemu und M. Fantahun, „Sexual and reproductive health status and related problems of young people with disabilities in selected associations of people with disability“, Ethiopian Medical Journal, Vol. 49, Nr. 2 (April 2011); A. Jahoda und J. Pownall, „Sexual understanding, sources of information and social networks; the reports of young people with intellectual disabilities and their non-disabled peers“, Journal of Intellectual Disability Research, Vol. 58, Nr. 5 (Mai 2014).

26 C. Alquati Bisol, T. M. Sperb und G. Moreno-Black, „Focus groups with deaf and hearing youths in Brazil: improving a questionnaire on sexual behavior and HIV/AIDS“, Qualitative Health Research, Vol. 18, Nr. 4 (April 2008); C. Krupa und S. Esmail, „Sexual health education for children with visual impairments: talking about sex is not enough“, Journal of Visual Impairment and Blindness, Vol. 104, Nr. 6 (2010).

27 A. Lafferty, R. McConkey und A. Simpson, „Reducing the barriers to relationships and sexuality education for persons with intellectual disabilities“, Journal of Intellectual Disabilities, Vol. 16, Nr. 1 (März 2012); S. Mall and L. Swartz, „Attitudes toward condom education amongst educators for deaf and hard-of-hearing adolescents in South Africa“, African Journal of Primary Health Care and Family Medicine, Vol. 6, Nr. 1 (August 2014).

28 Handicap International, „Disability in humanitarian context: views from affected people and field organi-sations“, Study – 2015, Advocacy (2015), S. 9. Auf Englisch verfügbar unter https://humanity-inclu-sion.org.uk/sites/uk/files/documents/files/2015-07-study-disability-in-humanitarian-context-handicap-in-ternational.pdf.

29 F. Williams, G. Scott und A. McKechanie, „Sexual health services and support: the views of younger adults with intellectual disability“, Journal of Intellectual and Developmental Disability, Vol. 39, Nr. 2 (2014).

30 OHCHR, „Realisation of the equal enjoyment of the right to education by every girl“ (2017), S. 12. Auf Englisch verfügbar unter: https://www.ohchr.org/Documents/Issues/Women/WRGS/ReportGirlsEqualRightEducation.pdf.

31 U. Agarwal und S. Muralidhar, „A situational analysis of sexual and reproductive health issues in physi-cally challenged people, attending a tertiary care hospital in New Delhi“, Indian Journal of Sexually Trans-mitted Diseases, Vol. 37, Nr. 2 (Juli-Dezember 2016); J. B. Munymana, V. R. P. M’kumbuzi, H. T. Mapira, I. Nzabanterura, I. Uwamariya und E. Shema, „Prevalence of HIV among people with physical disabilities in Rwanda“, Central African Journal of Medicine, Vol. 60, Nr. 9-12 (September-Dezember 2014).

32 T. J. Aderemi, M. Mac-Seing, S. A. Woreta und K. A. Mati, „Predictors of voluntary HIV counselling and testing services utilization among people with disabilities in Addis Ababa, Ethiopia“, AIDS Care, Vol. 26, Nr. 12 (2014); Y. Bat-Chava, D. Martin und J. G. Kosciw, „Barriers to HIV/AIDS knowledge and preven-tion among deaf and hard-of-hearing people“, AIDS Care, Vol. 17, Nr. 5 (Juli 2005).

33 Open Society Foundations, Human Rights Watch, Women with Disabilities Australia und International Disability Alliance, „Sterilization of women and girls with disabilities: a briefing paper“ (November 2011). Auf Englisch verfügbar unter https://www.opensocietyfoundations.org/uploads/f9c24bbf-2b17-47c2-97c7-5e34b25e500e/sterilization-women-disabilities-20111101.pdf.

34 L. Servais, R. Leach, D. Jacques und J. P. Roussaux, „Sterilisation of intellectually disabled women“, European Psychiatry, Vol. 9, Nr. 7 (November 2004); L. Lennerhed, „Sterilisation on eugenic grounds in Europe in the 1930s: news in 1997 but why?“, Reproductive Health Matters, Vol. 5, Nr. 10 (November 1997).

35 Siehe Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, Art. 5, 12, 23 und 25, Com-mittee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, Ziff. 10, 32, 44 und 45, Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, Ziff. 30, Committee on the Rights of the Child, general comment No. 20, Ziff. 31, Committee on the Rights of the Child, general comment No. 13, Ziff. 23, CEDAW/C/CZE/CO/5, Ziff. 34-35, 37 und 42, CEDAW/C/AUL/CO/7, Ziff. 35 und 43, A/63/175, Ziff. 40-41 und 70-76, A/HRC/22/53, Ziff. 48, A/67/227, Ziff. 28, A/HRC/32/32, Ziff. 94, und OHCHR, the United Nations Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women (UN-Women), the Joint United Nations Programme on HIV/AIDS, the United Nations Development Programme, the United Nations Pop-ulation Fund, UNICEF und WHO, Eliminating forced, coercive and otherwise involuntary sterilization: an interagency statement (WHO, Genf, 2014). Verfügbar unter https://www.unaids.org/sites/default/files/me-dia_asset/201405_sterilization_en.pdf.

36 Siehe die abschließenden Bemerkungen des Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Bezug auf die Berichte Argentiniens, Australiens, Boliviens (Plurinationaler Staat), Brasiliens, Chiles, Chinas, der Cookinseln, Costa Ricas, Deutschlands, der Dominikanischen Republik, El Salvadors, Hondu-ras’, Irans (Islamische Republik), Jordaniens, Kanadas, Katars, Kenias, Kolumbiens, Kroatiens, Litauens, Mauritius’, Mexikos, der Mongolei, Neuseelands, Perus, Portugals, der Republik Korea, der Republik Mol-dau, Serbiens, der Slowakei, Spaniens, Thailands, Tschechiens, Turkmenistans, der Ukraine, Ungarns, Uru-guays und der Europäischen Union.

37 Siehe beispielsweise Verfassungsgerichtshof Kolumbiens, Entscheidung C-182 vom 13. April 2016 und Verfassungsgerichtshof Spaniens, Entscheidung 215/1994 vom 14. Juli 1994.

38 OHCHR et al., Eliminating forced, coercive and otherwise involuntary sterilization: an interagency statement, S. 6.

39 H. M. J. Van Schrojenstein Lantman-de Valk, F. Rook und M. A. Maaskant, „The use of contraception by women with intellectual disabilities“, Journal of Intellectual Disability Research, Vol. 55, Nr. 4 (April 2011).

40 M. McCarthy, „,I have the jab so I can’t be blamed for getting pregnant‘: contraception and women with learning disabilities“, Women’s Studies International Forum, Vol. 32, Nr. 3 (Mai-Juni 2009); M. Morad, I. Kandel und J. Merrick, „Residential care centers for persons with intellectual disability in Israel: trends in contraception methods 1999-2006“, Medical Science Monitor, Vol. 15, Nr. 6 (Juni 2009).

41 J. O’Connor, „Literature review on provision of appropriate and accessible support to people with an intellectual disability who are experiencing crisis pregnancy“, National Disability Authority (Údarás Náisúnta Míchumais). Auf Englisch verfügbar unter: https://www.sexualwellbeing.ie/for-professionals/re-search/research-reports/literature-review-on-provision_.pdf.

42 L Lin, J. Lin, C. M. Chu und L. Chen „Caregiver attitudes to gynaecological health of women with intel-lectual disability“, Journal of Intellectual and Developmental Disability, Vol. 36, Nr. 3 (September 2011); A. Albanese und N. Hopper, „Suppression of menstruation in adolescents with severe learning disabilities“, Archives of Disease in Childhood, Vol. 92, Nr. 7 (Juli 2007).

43 A. Pollock, N. Fost und D. Allen, „Growth attenuation therapy: practice and perspectives of paediatric endocrinologists“, Archives of Disease in Childhood, Vol. 100, Nr. 12 (Dezember 2015); N. Kerruish, „Growth attenuation therapy: views of parents of children with profound cognitive impairment“, Cambridge Quarterly of Healthcare Ethics, Vol. 25, Nr. 1 (Januar 2016).

44 Siehe Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 13, Ziff. 61.

45 E. Shrestha, A. Singh, B. Maya und P. Koyu, Uncovered realities: Exploring experiences of child marriage among children with disabilities (Plan International Norway, 2017).

46 Siehe CRPD/C/GAB/CO/1, Ziff. 40-41, CRPD/C/KEN/CO/1, Ziff. 33-34, CRPD/C/ETH/CO/1, Ziff. 39-40 und CRPD/C/UGA/CO/1, Ziff. 34-35.

47 E. A. Davies und A. C. Jones, „Risk factors in child sexual abuse“, Journal of Forensic and Legal Medicine, Vol. 20, Nr. 3 (April 2013); K. M. Devries, N. Kyegombe, M. Zuurmond, J. Parkes, J. C. Child, E. J. Walakira, et al., „Violence against primary school children with disabilities in Uganda: a cross-sectional study“, BMC Public Health, Vol. 14, Nr. 1 (September 2014); I. Hershkowitz, M. E. Lamb und D. Horowitz, „Victimiza-tion of children with disabilities“, American Journal of Orthopsychiatry, Vol. 77, Nr. 4 (Oktober 2007).

48 Lisa Jones et al., „Prevalence and risk of violence against children with disabilities: a systematic review and meta-analysis of observational studies“, The Lancet, Vol. 380, Nr. 9845 (Juli 2012).

49 E. Brunnberg et al., „Sexuality of 15/16-year-old girls and boys with and without modest disabilities“; S. J. Caldas und M. L. Bensy, „The sexual maltreatment of students with disabilities in American school settings“, Journal of Child Sexual Abuse, Vol. 23, Nr. 4 (2014).

50 S. L. Martin, N. Ray, D. Sotres-Alvarez, L. L. Kupper, K. E. Moracco, P. A. Dickens, et al., „Physical and sexual assault of women with disabilities“, Violence Against Women, Vol. 12, Nr. 9 (September 2006).

51 I. Hershkowitz et al., „Victimization of children with disabilities“.

52 B. L. Bottoms, K. L. Nysse-Carris, T. Harris und K. Tyda, „Jurors’ perceptions of adolescent sexual assault victims who have intellectual disabilities“, Law and Human Behavior, Vol. 27, Nr. 2 (April 2003).

53 Siehe Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, Ziff. 52, und Com-mittee on the Rights of the Child, general comment No. 12 (2009) on the right of the child to be heard, Ziff. 32-34.

54 Siehe Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, Ziff. 44, Committee on the Rights of the Child, general comment No. 15, Ziffer 31, und A/54/38/Rev.1, Ziff. 14.

55 Ministerium für Gesundheit und Sozialschutz Kolumbiens, Resolution 1904, 31. Mai 2017.

56 Siehe Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment Nr. 22 (2009), Ziff. 17.

57 Ebd., Ziff. 24.

58 Siehe Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, Art. 25.

59 J. Duh, „Sexual knowledge of Taiwanese adolescents with and without visual impairments“; S. Altundağ und N. Ç. Çalbayram, „Teaching menstrual care skills to intellectually disabled female students“.

60 WHO, Sexual and reproductive health core competencies in primary health care (Genf 2011).

61 K. Clatos und M. Asare, „Sexuality education intervention for parents of children with disabilities: a pilot training program“, American Journal of Health Studies, Vol. 31, Nr. 3 (Juni 2016); G. Yildiz und A. Cav-kaytar, „Effectiveness of a sexual education program for mothers of young adults with intellectual disabili-ties on mothers’ attitudes toward sexual education and the perception of social support“, Sexuality and Dis-ability, Vol. 35, Nr. 1 (März 2017).

62 Siehe Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, Art. 16.

63 Siehe Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, Ziff. 64.

64 Siehe Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 2 (2014) on article 9: accessibility, Ziff. 40.

65 Siehe Illinois Imagines, „Materials — toolkit and other material”. Auf Englisch verfügbar unter https://i-casa.org/resources/illinois-imagines/materials-toolkit-and-other-material.

66 Plan International, „Guidelines for consulting with children and young people with disabilities“. Auf Eng-lisch verfügbar unter https://plan-international.org/publications/guidelines-consulting-children-and-young-people-disabilities.

67 Siehe Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, Art. 31.

68 S. Hellum Braathen, P. Rohleder und G. Azalde, „Sexual and reproductive health and rights of girls with disabilities: a review of the literature“, SINTEF Technology and Society, 2017. Auf Englisch verfügbar unter https://www.sintef.no/globalassets/sintef-teknologi-og-samfunn/en-sintef-teknologi-og-samfunn/2017-00083_report-sintef-uel-literature-review-srhr-girls-disability-with-appendices.pdf.

69 UNICEF, „A new way to measure child functioning“. Auf Englisch verfügbar unter https://data.unicef.org/topic/child-disability/module-on-child-functioning.

70 Das Programm für demografische und Gesundheitserhebungen der Internationalen Entwicklungsbehörde der Vereinigten Staaten hat kürzlich auf der Grundlage der Fragenkurzliste der Washingtoner Gruppe für Statistiken zum Thema Behinderung ein neues Modul erarbeitet, das in die Fragebögen für Haushaltserhe-bungen eingefügt werden kann, um Daten zum Behinderungsstatus aller mindestens 5 Jahre alten im Haus-halt lebenden Personen zu erheben. Auf Englisch verfügbar unter https://dhsprogram.com/Who-We-Are/News-Room/Collaboration-yields-new-disability-questionnaire-module.cfm.

71 Siehe Committee on the Rights of the Child, general comment No. 19 (2016) on public budgeting for the realization of children’s rights, Ziff. 28-33.

 

¹ See Convention on the Rights of the Child, art. 1, and United Nations System-wide Action Plan on Youth Report (2014), p. 5. Available from www.unyouthswap.org/system/refinery/resources/ 2014/10/15/20_42_35_106_UN_Youth_SWAP_Report_2014.pdf.

² World Health Organization (WHO) and World Bank, World Report on Disability (Geneva, 2011), p. 27. Available from www.who.int/disabilities/world_report/2011/en.

³ WHO and World Bank, World Report on Disability, p. 28.

⁴ C. Cappa, N. Petrowski and J. Njelesani, “Navigating the landscape of child disability measurement: a review of available data collection instruments”, ALTER, European Journal of Disability Research, vol. 9, No. 4 (October-December 2015).

⁵ WHO and World Bank, World Report on Disability, p. 36.

⁶ The State of the World’s Children: Children with Disabilities (United Nations publication, Sales No. E.13.XX.1), p. 1. Available from www.unicef.org/sowc2013/files/
SWCR2013_ENG_Lo_res_24_Apr_2013.pdf.

⁸ United Nations Children’s Fund (UNICEF), “Children and young people with disabilities”, fact sheet, May 2013, p. 19. Available from www.unicef.org/disabilities/files/Factsheet_A5__Web_NEW.pdf.

⁸ See Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22 (2016) on the right to sexual and reproductive health, paras. 11-21.

⁹ Ibid., para. 5; E/CN.4/2004/49, paras. 22-40.

¹⁰ See Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3 (2016) on women and girls with disabilities, para. 27.

¹¹ See Committee on the Rights of the Child, general comment No. 14 (2013) on the right of a child to his or her best interests taken as a primary consideration, para. 54.

¹² See Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, paras. 2, 8-9, 16, 19-20, 24 and 30.

¹³ See Committee on the Rights of the Child, general comment No. 20 (2016) on the implementation of the rights of the child during adolescence, paras. 31-32, Committee on the Elimination of Discrimination against Women and Committee on the Rights of the Child, joint general recommendation No. 31/general comment No. 18 on harmful practices, paras. 9 and 88, Committee on the Rights of the Child, general comment No. 15 (2013) on the right of the child to the enjoyment of the highest attainable standard of health, paras. 1, 5, 8, 15, 22 and 114 (b), Committee on the Rights of the Child, general comment No. 13 (2011) on the right of the child to freedom from all forms of violence, paras. 8, 15 (a), 16, 21 (e), 23, 41 (a), 43 (a) (ii), 47 (a) (i), 48, 54 (b), 56, 60, 72 (g) and 75 (a), and Committee on the Rights of the Child, general comment No. 3 (2003) on HIV/AIDS and the rights of the child, paras. 6, 9, 17, 21 and 37.

¹⁴ Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights (OHCHR), “OHCHR commissioned report: gender stereotyping as a human rights violation”, October 2013. Available from www.ohchr.org/Documents/Issues/.../2013-Gender-Stereotyping-as-HR-Violation.doc.

¹⁵ M. Ballan, “Parental perspectives of communication about sexuality in families of children with autism spectrum disorders”, Journal of Autism and Developmental Disorders, vol. 42, No. 5 (May 2012); A. Dupras and H. Dionne, “The concern of parents regarding the sexuality of their child with a mild intellectual disability”, Sexologies, vol. 23, No. 4 (October-December 2014).

¹⁶ See Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, para. 30.

¹⁷ E. Brunnberg, M. L. Boström and M. Berglund, “Sexuality of 15/16-year-old girls and boys with and without modest disabilities”, Sexuality and Disability, vol. 27, No. 3 (September 2009); A. C. B. Maia, “Vivência da sexualidad a partir do relato de pessoas com deficiência intellectual”, Psicologia em Estudo, vol. 21, No. 1 (2016).

¹⁸ See Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, para. 17 (e).

¹⁹ M. M. Cheng and J. R. Udry, “Sexual behaviors of physically disabled adolescents in the United States”, Journal of Adolescent Health, vol. 31, No. 1 (July 2002).

²⁰ S. Altundağ and N. Ç. Çalbayram, “Teaching menstrual care skills to intellectually disabled female students”, Journal of Clinical Nursing, vol. 25, Nos. 13-14 (July 2016); M. Á. A. Rodríguez, A. A. Díaz and B. A. Martínez, “Eficacia de un programa de educación sexual en jóvenes con discapacidad intellectual”, Análisis y Modificación De Conducta, vol. 32, No. 142 (2006); J. Duh, “Sexual knowledge of Taiwanese adolescents with and without visual impairments”, Journal of Visual Impairment and Blindness, vol. 94, No. 6 (2000).

²¹ K. F. Linton and H. A. Rueda, “Dating and sexuality among minority adolescents with disabilities: an application of sociocultural theory”, Journal of Human Behavior in the Social Environment, vol. 25, No. 2 (January 2015); J. A. McKenzie, “Disabled people in rural South Africa talk about sexuality”, Culture, Health and Sexuality, vol. 15, No. 3 (2013).

²² P. Chappell, “How Zulu-speaking youth with physical and visual disabilities understand love and relationships in constructing their sexual identities”, Culture, Health and Sexuality, vol. 16, No. 9 (2014).

²³ Inter-Agency Support Group on Indigenous Peoples’ Issues, “Thematic paper on sexual and reproductive health and rights of indigenous peoples”, 2014.

²⁴ L. Löfgren-Mårtenson, “The invisibility of young homosexual women and men with intellectual disabilities”, Sexuality and Disability, vol. 27, No. 1 (March 2009).

²⁵ T. Alemu and M. Fantahun, “Sexual and reproductive health status and related problems of young people with disabilities in selected associations of people with disability”, Ethiopian Medical Journal, vol. 49, No. 2 (April 2011); A. Jahoda and J. Pownall, “Sexual understanding, sources of information and social networks; the reports of young people with intellectual disabilities and their non-disabled peers”, Journal of Intellectual Disability Research, vol. 58, No. 5 (May 2014).

²⁶ C. Alquati Bisol, T. M. Sperb and G. Moreno-Black, “Focus groups with deaf and hearing youths in Brazil: improving a questionnaire on sexual behavior and HIV/AIDS”, Qualitative Health Research, vol. 18, No. 4 (April 2008); C. Krupa and S. Esmail, “Sexual health education for children with visual impairments: talking about sex is not enough”, Journal of Visual Impairment and Blindness, vol. 104, No. 6 (2010).

²⁷ A. Lafferty, R. McConkey and A. Simpson, “Reducing the barriers to relationships and sexuality education for persons with intellectual disabilities”, Journal of Intellectual Disabilities, vol. 16, No. 1 (March 2012); S. Mall and L. Swartz, “Attitudes toward condom education amongst educators for deaf and hard-of-hearing adolescents in South Africa”, African Journal of Primary Health Care and Family Medicine, vol. 6, No. 1 (August 2014).

²⁸ Handicap International, “Disability in humanitarian context: views from affected people and field organisations”, Study — 2015, Advocacy (2015), p. 9. Available from www.handicap-international.org.uk/sites/uk/files/documents/files/2015-07-study-disability-in-humanitarian-context-handicap-international.pdf.

²⁹ F. Williams, G. Scott and A. McKechanie, “Sexual health services and support: the views of younger adults with intellectual disability”, Journal of Intellectual and Developmental Disability, vol. 39, No. 2 (2014).

³⁰ OHCHR, “Realisation of the equal enjoyment of the right to education by every girl” (2017), p. 12. Available from www.ohchr.org/Documents/Issues/Women/WRGS/ReportGirlsEqualRightEducation.pdf.

³¹ U. Agarwal and S. Muralidhar, “A situational analysis of sexual and reproductive health issues in physically challenged people, attending a tertiary care hospital in New Delhi”, Indian Journal of Sexually Transmitted Diseases, vol. 37, No. 2 (July-December 2016); J. B. Munymana, V. R.

³² T. J. Aderemi, M. Mac-Seing, S. A. Woreta and K. A. Mati, “Predictors of voluntary HIV counselling and testing services utilization among people with disabilities in Addis Ababa, Ethiopia”, AIDS Care, vol. 26, No. 12 (2014); Y. Bat-Chava, D. Martin and J. G. Kosciw, “Barriers to HIV/AIDS knowledge and prevention among deaf and hard-of-hearing people”, AIDS Care, vol. 17, No. 5 (July 2005).

³³ Open Society Foundations, Human Rights Watch, Women with Disabilities Australia and International Disability Alliance, “Sterilization of women and girls with disabilities: a briefing paper” (November 2011). Available from www.opensocietyfoundations.org/publications/
sterilization-women-and-girls-disabilities-0.

³⁴ L. Servais, R. Leach, D. Jacques and J. P. Roussaux, “Sterilisation of intellectually disabled women”, European Psychiatry, vol. 19, No. 7 (November 2004); L. Lennerhed, “Sterilisation on eugenic grounds in Europe in the 1930s: news in 1997 but why?”, Reproductive Health Matters, vol. 5, No. 10 (November 1997).

³⁵ See Convention on the Rights of Persons with Disabilities, arts. 5, 12, 23 and 25, Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, paras. 10, 32, 44 and 45, Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, para. 30, Committee on the Rights of the Child, general comment No. 20, para. 31, Committee on the Rights of the Child, general comment No. 13, para. 23, CEDAW/C/CZE/CO/5, paras. 34-35, 37 and 42, CEDAW/C/AUL/CO/7, paras. 35 and 43, A/63/175, paras. 40-41 and 70-76, A/HRC/22/53, para. 48, A/67/227, para. 28, A/HRC/32/32, para. 94, and OHCHR, the United Nations Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women (UN-Women), the Joint United Nations Programme on HIV/AIDS, the United Nations Development Programme, the United Nations Population Fund, UNICEF and WHO, Eliminating forced, coercive and otherwise involuntary sterilization: an interagency statement (WHO, Geneva, 2014). Available from www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/201405_sterilization_en.pdf.

³⁶ See the concluding observations of the Committee on the Rights of Persons with Disabilities in relation to the reports of Argentina, Australia, Bolivia (Plurinational State of), Brazil, Canada, Chile, Colombia, Costa Rica, the Cook Islands, Croatia, Czechia, China, the Dominican Republic, El Salvador, Germany, Honduras, Hungary, Iran (Islamic Republic of), Jordan, Kenya, Lithuania, Mauritius, Mexico, Mongolia, New Zealand, Peru, Portugal, Qatar, the Republic of Korea, the Republic of Moldova, Serbia, Slovakia, Spain, Thailand, Turkmenistan, Ukraine, Uruguay and the European Union.

³⁷ See, for example, the Constitutional Court of Colombia, sentence C-182 of 13 April 2016, and the Constitutional Court of Spain, sentence 215/1994 of 14 July 1994.

³⁸ OHCHR, et al., Eliminating forced, coercive and otherwise involuntary sterilization: an interagency statement, p. 6.

³⁹ H. M. J. Van Schrojenstein Lantman-de Valk, F. Rook and M. A. Maaskant, “The use of contraception by women with intellectual disabilities,” Journal of Intellectual Disability Research, vol. 55, No. 4 (April 2011).

⁴⁰ M. McCarthy, “‘I have the jab so I can’t be blamed for getting pregnant’: contraception and women with learning disabilities”, Women’s Studies International Forum, vol. 32, No. 3 (May-June 2009); M. Morad, I. Kandel and J. Merrick, “Residential care centers for persons with intellectual disability in Israel: trends in contraception methods 1999-2006”, Medical Science Monitor, vol. 15, No. 6 (June 2009).

⁴¹ J. O’Connor, “Literature review on provision of appropriate and accessible support to people with an intellectual disability who are experiencing crisis pregnancy”, National Disability Authority (Údarás Náisúnta Míchumais). Available from crisispregnancy.ie/wp-content/uploads/2012/05/Literature-Review-on-Provision-of-Appropriate-and-AccessibleSupport-to-People-with-an-Intellectual-Disability-who-areExperiencing-Crisis-Pregnancy.pdf.

⁴² L. Lin, J. Lin, C. M. Chu and L. Chen “Caregiver attitudes to gynaecological health of women with intellectual disability”, Journal of Intellectual and Developmental Disability, vol. 36, No. 3 (September 2011); A. Albanese and N. Hopper, “Suppression of menstruation in adolescents with severe learning disabilities”, Archives of Disease in Childhood, vol. 92, No. 7 (July 2007).

⁴³ A. Pollock, N. Fost and D. Allen, “Growth attenuation therapy: practice and perspectives of paediatric endocrinologists”, Archives of Disease in Childhood, vol. 100, No. 12 (December 2015); N. Kerruish, “Growth attenuation therapy: views of parents of children with profound cognitive impairment”, Cambridge Quarterly of Healthcare Ethics, vol. 25, No. 1 (January 2016).

⁴⁴ See Committee on the Rights of the Child, general comment No. 13, para. 61.

⁴⁵ E. Shrestha, A. Singh, B. Maya and P. Koyu, Uncovered realities: Exploring experiences of child marriage among children with disabilities (Plan International Norway, 2017).

⁴⁶ See CRPD/C/GAB/CO/1, paras. 40-41, CRPD/C/KEN/CO/1, paras. 33-34, CRPD/C/ETH/CO/1, paras. 39-40 and CRPD/C/UGA/CO/1, paras. 34-35.

⁴⁷ E. A. Davies and A. C. Jones, “Risk factors in child sexual abuse”, Journal of Forensic and Legal Medicine, vol. 20, No. 3 (April 2013); K. M. Devries, N. Kyegombe, M. Zuurmond, J. Parkes, J. C. Child, E. J. Walakira, et al., “Violence against primary school children with disabilities in Uganda: a cross-sectional study”, BMC Public Health, vol. 14, No. 1 (September 2014); I. Hershkowitz, M. E. Lamb and D. Horowitz, “Victimization of children with disabilities”, American Journal of Orthopsychiatry, vol. 77, No. 4 (October 2007).

⁴⁸ Lisa Jones, et al., “Prevalence and risk of violence against children with disabilities: a systematic review and meta-analysis of observational studies”, The Lancet, vol. 380, No. 9845 (July 2012).

⁴⁹ E. Brunnberg, et al., “Sexuality of 15/16-year-old girls and boys with and without modest disabilities”; S. J. Caldas and M. L. Bensy, “The sexual maltreatment of students with disabilities in American school settings”, Journal of Child Sexual Abuse, vol. 23, No. 4 (2014).

⁵⁰ S. L. Martin, N. Ray, D. Sotres-Alvarez, L. L. Kupper, K. E. Moracco, P. A. Dickens, et al., “Physical and sexual assault of women with disabilities”, Violence Against Women, vol. 12, No. 9 (September 2006).

⁵¹ I. Hershkowitz, et al., “Victimization of children with disabilities”.

⁵² B. L. Bottoms, K. L. Nysse-Carris, T. Harris and K. Tyda, “Jurors’ perceptions of adolescent sexual assault victims who have intellectual disabilities”, Law and Human Behavior, vol. 27, No. 2 (April 2003).

⁵³ See Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 3, para. 52, and Committee on the Rights of the Child, general comment No. 12 (2009) on the right of the child to be heard, paras. 32-34.

⁵⁴ See Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, para. 44, Committee on the Rights of the Child, general comment No. 15, para. 31, and A/54/38/Rev.1, para. 14.

⁵⁵ Ministry of Health and Social Protection of Colombia, resolution 1904, 31 May 2017.

⁵⁶ See Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, para. 17.

⁵⁷ Ibid., para. 24.

⁵⁸ See Convention on the Rights of Persons with Disabilities, art. 25.

⁵⁹ J. Duh, “Sexual knowledge of Taiwanese adolescents with and without visual impairments”; S. Altundağ and N. Ç. Çalbayram, “Teaching menstrual care skills to intellectually disabled female students”.

⁶⁰ WHO, Sexual and reproductive health core competencies in primary health care (Geneva, 2011).

⁶¹ K. Clatos and M. Asare, “Sexuality education intervention for parents of children with disabilities: a pilot training program”, American Journal of Health Studies, vol. 31, No. 3 (June 2016); G. Yildiz and A. Cavkaytar, “Effectiveness of a sexual education program for mothers of young adults.

⁶² See Convention on the Rights of Persons with Disabilities, art. 16.

⁶³ See Committee on Economic, Social and Cultural Rights, general comment No. 22, para. 64

⁶⁴ See Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 2 (2014) on article 9: accessibility, para. 40.

⁶⁴ See Committee on the Rights of Persons with Disabilities, general comment No. 2 (2014) on article 9: accessibility, para. 40.

⁶⁵ See Illinois Imagines, “Materials — toolkit and other material”. Available from www.icasa.org/index.aspx?PageID=1045

⁶⁶ Plan International, “Guidelines for consulting with children and young people with disabilities”. Available from https://plan-international.org/publications/guidelines-consulting-children-and-young-people-disabilities.

⁶⁷ See Convention on the Rights of Persons with Disabilities, art. 31.

⁶⁸ S. Hellum Braathen, P. Rohleder and G. Azalde, “Sexual and reproductive health and rights of girls with disabilities: a review of the literature”, SINTEF Technology and Society, 2017. Available from www.sintef.no/globalassets/sintef-teknologi-og-samfunn/en-sintef-teknologi-og-samfunn/2017-00083_report-sintef-uel-literature-review-srhr-girls-disability-with-appendices.pdf.

⁶⁹ UNICEF, “A new way to measure child functioning”. Available from https://data.unicef.org/
topic/child-disability/module-on-child-functioning.

⁷⁰ The Demographic and Health Surveys Program of the United States Agency for International Development has recently developed a new disability module based on the Washington Group on Disability Statistics’ short set of questions, which can be inserted into household questionnaires to collect data on disability for all persons in the household aged 5 and above. Available from http://dhsprogram.com/Who-We-Are/News-Room/Collaboration-yields-new-disability-questionnaire-module.cfm.

⁷¹ See Committee on the Rights of the Child, general comment No. 19 (2016) on public budgeting for the realization of children’s rights, paras. 28-33.

 

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