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Filme schaffen Öffentlichkeit für Menschenrechte

Die Gewinner*innen des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises 2022 © Deutscher Menschenrechts-Filmpreis

· Meldung

„Medien können das schaffen, was Opfer von Menschenrechtsverletzungen in vielen Situationen nicht schaffen können – nämlich Öffentlichkeit für die Belange der Menschenrechte herzustellen“, so Ferdos Forudastan auf der Verleihung des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises am 10. Dezember, des internationalen Tags der Menschenrechte, in der Tafelhalle in Nürnberg. Die Journalistin und Geschäftsführerin der CIVIS Medienstiftung war die diesjährige Schirmherrin des Filmpreises. Im Gespräch mit Moderator Christoph Süß betonte sie, dass es keine Alternative dazu gebe, Medien- und Filmschaffende zu ermutigen, bei Menschenrechtsverletzungen hinzuschauen, Verantwortliche bloßzustellen und den Betroffenen eine Stimme zu geben.

Diesen Appell nahmen sich die Macher*innen der sechs an diesem Abend prämierten Werke bereits vorab zu Herzen. Ihre Filme porträtieren auf ausdrucksstarke Art und Weise sechs ganz unterschiedliche Menschenrechtsthemen und lassen ihre Protagonist*innen etwa zu Krieg, Flucht oder Diskriminierung zu Wort kommen. Die Verleihung gab den Filmemacher*innen die Gelegenheit, ihre Preise persönlich entgegenzunehmen, und ermöglichte es dem Publikum, Näheres zu Ideenfindung, Produktion und Hintergründen der Filme zu erfahren.

Um engagierten Filmemacher*innen, die sich wie die aktuellen Preisträger*innen für die Menschenrechte einsetzen, ihre verdiente Anerkennung zukommen zu lassen, beteiligt sich das Deutsche Institut für Menschenrechte neben zahlreichen weiteren Organisationen seit vielen Jahren als Mitveranstalter am Deutschen Menschenrechts-Filmpreis. Der Preis wird alle zwei Jahre in derzeit sechs unterschiedlichen Kategorien verliehen. Vier unabhängige Fachjurys bestehend aus ausgewiesenen Menschenrechts- und Filmexpert*innen bestimmen die Preisträger*innen. 2022 wurde der Preis zum 13. Mal verliehen.

2022 wurden folgende Filme mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis ausgezeichnet:

Langfilm:

»A Black Jesus« von Luca Lucchesi, Dokumentarfilm, 2020, 92 Minuten

Jedes Jahr Anfang Mai findet im sizilianischen Städtchen Siculiana eine Prozession mit einer schwarzen Jesusfigur statt. Die Teilnahme eines 19-jährigen Geflüchteten aus Ghana und zwei seiner Freunde als Kreuzträger führt zu Irritationen. Der Dokumentarfilm findet laut Begründung der Jury einen offenen und vorurteilsfreien Blick und zeigt, dass ein Miteinander möglich ist.

Kurzfilm:

»Der lange Weg der Sinti und Roma« von Adrian Oeser, Dokumentation, 2022, 45 Minuten

»Der lange Weg der Sinti und Roma« zeigt den Kampf der größten deutschen Minderheit für Anerkennung und Gleichberechtigung. Adrian Oeser wirft dabei nicht nur einen Blick auf die Geschichte, sondern auch auf Akteur*innen der Gegenwart. Der ihnen gegebene Freiraum gibt dem Film der Jury zufolge eine starke und berührende emotionale Kraft.

Magazin:

»MONITOR - Europas Schattenarmee: Pushbacks an der kroatisch-bosnischen Grenze«

von S. Laghai, N. Vögele, K. van Dijken, J. Saproch, S. Govedarica, A. Beer, J. Bakotin, P. Simeonidis, B. Deeb, S. Lüdke, E. van Driel, A. Popoviciu, L. Šabić, D. Derifa, G. Restle, Beitrag Politikmagazin, 2021, 14 Minuten

Der Beitrag dokumentiert systematische Grenzverletzungen durch maskierte Polizist*innen an der EU-Außengrenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Es kommt zur Anwendung von Gewalt und illegalen Zurückweisungen, sogenannten Pushbacks. Die Jury überzeugten insbesondere die packenden Bilder, die kluge Dramaturgie sowie die tiefgründige Recherche.

Hochschule:

»Geamăna« von Matthäus Wörle, Dokumentarfilm, 2021, 30 Minuten

Der Abraum eines Kupferbergwerks begrub den Großteil des rumänische Dorfes Geamăna mit giftigem Schlamm. Die Dokumentation begleitet den Alltag von Valeria Praţa, die im Gegensatz zu den meisten anderen Bewohner*innen den Ort nicht verlassen hat. Die Jury prämierte die sensible und handwerklich gute Umsetzung sowie die Vermittlung der Tatsache, dass niemand seine Heimat leichtfertig verlasse.

Non-Professional:

»Ich wünsche mir...« von Anna Broghammer, Marie Freynik, Felix Günter und David Moosmann mit Unterstützung von Kerstin Heinlein (AG Leiterin), Stop-Motion-Animation, 2022, 5 Minuten

Ein Mädchen sitzt an ihrem Tisch vor dem Fenster und schreibt in ihr Tagebuch. Sie schreibt von ihrem Wunsch, fliegen zu können und träumt sich mit den Blättern hoch in den Himmel. Doch der Traum vom Fliegen schlägt um in einen Albtraum. Der Jury zufolge beschwöre der Film eine Fantasie, die mit eindringlich sprechenden Szenerien und Einstellungen aufwartet.

Bildung:

»Hayat springt« von Miriam Goeze, Sozialdrama, 2021, 13 Minuten

Die neunjährige Hayat lebt mit ihrem Vater in einer Geflüchtetenunterkunft. Der Film erzählt die Geschichte eines Sommertages, in der sich Hayat mehr traut, als sich nur heimlich durchs Fenster zu schleichen. Die Jury überzeugten die universalen Bilder von Kindheit, Kindern und ihrer Sehnsucht nach Familie, Freundschaft und einem ganz „normalen“ Leben.

 

(T. Stelzer)

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