Am 5. Dezember wurde zum 12. Mal der Deutsche Menschenrechts-Filmpreises verliehen
Deutscher Menschenrechts-Filmpreis 2020: „Ein gutes Jahr für den Film“
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Meldung
Bürgerkrieg in Syrien, „Periodenarmut“ in Namibia, Antisemitismus in Deutschland, gewaltsames Verschwindenlassen in Argentinien – während Corona die Berichterstattung des Jahres 2020 dominierte, wurden manch andere menschenrechtliche Themen an den Rand geschoben. Der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis möchte Teile dieser Lücke schließen und diesen Themen mit dem Medium Film die verdiente öffentliche Aufmerksamkeit zukommen lassen. Deshalb entschied der Veranstalter_innenkreis, zu dem auch das Deutsche Institut für Menschenrechte gehört, 2020 eine Preisverleihung trotz der Pandemie zu veranstalten.
Im Rahmen einer Online-Veranstaltung wurden vier Filme aus fünf verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. „Dieses Jahr war kein gutes Jahr für die Menschenrechte, aber es war ein gutes Jahr für den Film“, so Moderator Christoph Süß zu Beginn der Sendung. Der Kabarettist vom Bayrischen Rundfunk unterhielt sich mit den digital zugeschalteten Filmemacher_innen über deren Beiträge, die sich mit den eingangs erwähnten Themen in herausragender Weise filmisch auseinandersetzten. Für die musikalische Untermalung sorgten Rebecca Trescher und ihre Jazz-Band „NEW SHAPES quartet“, die für jeden Film ein eigens komponiertes Stück vortrugen.
Die Preisträger_innen:
Langfilm: „Für Sama (Originaltitel: For Sama)“ von Waad al-Kateab und Edward Watts, Dokumentarfilm, 2019, 99 Minuten Die Syrerin Waad al-Kateab dokumentiert über einen Zeitraum von fünf Jahren die Zustände im belagerten Aleppo. Mit ihrem Handy und ihrer Kamera berichtet sie über die Proteste, den Krieg und ihre Rolle als junge Mutter ihrer Tochter Sama. In vielen unterschiedlichen Episoden zeigt sie die Zerstörung der Stadt und das Leid der Menschen, erzählt aber auch Geschichten voller Freude und Lebensmut und schafft so ein beeindruckendes Zeitdokument.
Kurzfilm: „Ab 18! - Die Tochter von ...“ von Joakim Demmer, Verena Kuri und Chiara Minchio, Dokumentarfilm, 2019, 28 Minuten. Micaela Verón ist eine Berühmtheit in Argentinien. Als sie drei Jahre alt war, wurde ihre Mutter auf offener Straße entführt. Mit 19 Jahren verzichtet die junge Feministin auf ihren Polizeischutz und emanzipiert sich von ihrer Rolle als „Tochter von …“. Der Film nähert sich ihrer Identitätsfindung zwischen Studium und feministischem Aktivismus auf behutsame und einfühlsame Weise.
Bildungspreis + Hochschule: „Masel Tov Cocktail“ von Arkadij Khaet und Mickey Paatszch, Satire, 2020, 30 Minuten Wegen antisemitischer Witze schlägt der 19-jährige Dima seinen Mitschüler und soll sich dafür entschuldigen. Auf dem Weg zu ihm durch die Stadt sinniert er über seine jüdisch-deutsche Identität und konfrontiert die Zuschauer_innen mit ihren Stereotypen über Jüd_innen. Mit informativen Einblendungen, hohem Tempo und großem Unterhaltungswert bricht die Satire mit der Vorstellung des vergebenden, gnädigen Juden und der Illusion einer Bewältigung von Holocaust-Erinnerungen. Erstmals in der Geschichte des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises hat ein Beitrag in zwei Kategorien gewonnen.
Non-Professional: „Just. Another. Month.“ von Charlotte Weinreich und Rosa-Lena Lange Dokumentarfilm, 2019, 22 Minuten. Weltweit haben mehr als 500 Millionen Menschen während ihrer Menstruation keinen Zugang zu Sanitärprodukten. Der Film stellt die Situation am Beispiel Namibias dar, wo viele Frauen und Mädchen nicht nur unter „Periodenarmut“ leiden, sondern vor allem darunter, dass die Menstruation als etwas Unreines, als Tabu, betrachtet wird. Die Dokumentation gibt den Namibierinnen viel Raum, von ihren Menschenrechtsverletzungen zu erzählen, ohne sie dabei als Opfer zu stilisieren.
Im Rhythmus von zwei Jahren lobt der Trägerkreis den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis aus. Die Filme tragen zum Verständnis der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 bei und leisten einen eigenständigen Beitrag in aktuellen Menschenrechtsdebatten. Gleichzeitig wird mit dem Preis das gesellschaftspolitische Engagement der Filmemacher_innen gewürdigt. Der Preis versteht sich als Ehrung durch die Zivilgesellschaft und wird von unabhängigen, demokratischen Akteur_innen getragen.
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